Köhlmeier-Rede empört die FPÖ
Scharfe Kritik von Schriftsteller Köhlmeier am Umgang mit Nazi-Zeit und Islamismus im Hohen Haus. FPÖ fühlt sich „desavouiert“. Für Präsident Sobotka ist „Parlament Ort kontroversiellen Diskurses“.
Bei einer Gedenkveranstaltung des Parlaments sparte Schriftsteller Köhlmeier nicht mit Kritik.
Der Rahmen war prachtvoll: In den Zeremoniensaal der Hofburg luden die Präsidenten von Nationalrat und Bundesrat, Wolfgang Sobotka und Reinhard Todt, am Freitag zum traditionellen Gedenken gegen „Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“(siehe Artikel Seite 5).
Zahlreiche Ehrengäste und Vertreter der Religionen waren anwesend. Mit einer Delegation nahm auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Stellungnahme des FPÖ-Klubs Deutsch, teil (siehe Artikel unten). Der höchste Repräsentant der Regierung war Vizekanzler Strache, Bundeskanzler Kurz war entschuldigt (siehe Artikel unten).
Sobotka warnte in seiner Ansprache vor „aufkeimenden Antisemitismus“. Er wird die Regierung mit einer umfassenden AntisemitismusStudie beauftragen.
Die Rede zum Gedenktag hielt Schriftsteller Michael Köhlmeier. Er wurde von Nationalpräsident Sobotka eingeladen, und er habe ihm Mut gemacht, „die Dinge beim Namen zu nennen“, sagte Köhlmeier. Daran hielt er sich auch und kritisierte ungewöhnlich scharf die FPÖ und ihre antisemitischen und rassistischen Aussagen (siehe Zitate rechts). Dafür gab es Standing Ovations.
Umgehend reagierte die FPÖ. Köhlmeier habe „die Bühne missbraucht“und „dem Gedenktag einen Bärendienst erwiesen, auch wenn ihn seine Claqueure dafür abfeiern“, heißt es in einer Aussendung von FPÖ-Klubchef Walter Rosenkranz und Abgeordnetem David Lasar empört. „Dass er dabei die Ungeheuerlichkeit des Holocaust verharmlost und gleichzeitig eine Million österreichische Wähler pauschal verunglimpft, ist ein entbehrlicher Beitrag zur weiteren Spaltung der Gesellschaft.“
Ob das eine Missstimmung in der Regierung zur Folge hat, fragte der KURIER bei dem Nationalratspräsident nach. Sobotkas Antwort: „Das Parlament ist auch ein Ort des kontroversiellen Diskurses. Ich möchte vor allem die herausragenden Leistungen der Jugendlichen in den Vordergrund stellen.“
„Dem Gedenktag hat Köhlmeier einen Bärendienst erwiesen, auch wenn ihn seine Claquere dafür abfeiern.“