Kurier (Samstag)

RH-Kritik ÖBB-Beamte gehen im Schnitt mit 56 in Pension

Weniger Pensionsfä­lle, aber Ausgaben stiegen trotzdem auf mehr als zwei Milliarden Euro an

- VON ANDREA HODOSCHEK

Der Rechnungsh­of kritisiert das Pensionssy­stem der ÖBBBeamten wieder massiv. Der Personalab­bau durch Frühpensio­nierungen wurde gestoppt, doch der Anteil der krankheits­bedingten Pensionier­ungen schnellte hinauf. Das durchschni­ttliche Pensionsan­trittsalte­r stieg zwar an, liegt aber bei nur 56 Jahren. Die Prüfer kritisiere­n außerdem, dass der Pensionssi­cherungsbe­itrag der ÖBB-Rentner schrittwei­se sinkt. Weil das System nicht weiter reformiert wurde, bleiben 500 Millionen Euro an Einsparpot­enzial liegen.

Der Rechnungsh­of fährt wieder mit massiver Kritik an den Pensionen der ÖBB-Beamten auf. Die Zahl der Beamtenpen­sionen (inklusive der Renten für Witwen und Waisen) ging von 2008 bis 2016 von rund 72.700 auf 64.234 Fälle zurück. Doch die Ausgaben dafür stiegen um 108 Millionen auf 2,042 Milliarden Euro.

Die Kosten für die Republik erhöhten sich von 1,52 auf 1,66 Milliarden Euro. ÖBBBeamte sind jene Mitarbeite­r, die bis Ende 1994 bei der Staatsbahn eingestell­t wurden. Die sind de facto unkündbar und unterliege­n einem eigenen Pensionsre­cht. Für alle später eingetrete­nen Mitarbeite­r gilt das ASVG.

Der Rechnungsh­of moniert, dass fast alle seiner Empfehlung­en aus der Prüfung 2015 nicht umgesetzt wurden und urgiert nun in seinem Follow-up-Bericht, dies dringend zu tun. Dass die Empfehlung­en ignoriert wurden, kommt die Steuerzahl­er teuer. Das Einsparpot­enzial von 1,07 Milliarden Euro (Geldwert 2017) für den Zeitraum 2018 bis 2050 schrumpfte auf derzeit nur noch 560 Millionen Euro, errechnete­n die Prüfer.

Schwache Gesundheit

Das Ministeriu­m stoppte zwar ab 2012 den Personalab­bau der Bahn über die beliebten und für die Steuerzahl­er teuren Frühpensio­nierungen. Dafür schnellte die Zahl jener ÖBBler, die krankheits­bedingt in den Ruhestand versetzt wurden, plötzlich von 30 auf beinahe 93 Prozent hinauf. 2016 flachte der Anteil dieser Neu-Pensionier­ungen auf 72 Prozent ab.

Das Durchschni­ttsalter der krankheits­bedingten Pensionsan­tritte beträgt 54,4 Jahre. Die „normalen“, altersbedi­ngten Ruhestände liegen bei 60,23 Jahren, sodass über alles gerechnet ein Durchschni­ttswert von 56 Jahren herauskomm­t ( siehe Grafik). Das ist zwar höher als in den Jahren zuvor, dem Rechnungsh­of aber immer noch zu niedrig.

Sicherungs­beitrag sinkt

Der Eigendecku­ngsgrad der Pensionen ist bei denBahnbea­mtendeutli­ch geringer als bei den vergleichb­aren Beamten des Bundes. Trotzdem verringert sich der Pensionssi­cherungsbe­itrag (leisten die Ruheständl­er) schrittwei­se von 5,8 Prozent im Jahr 2004 bis auf 3,5 Prozent im Jahr 2020. Der Rechnungsh­of hatte vorgeschla­gen, diesen Beitrag mit 4,27 Prozent zu fixieren. Da nichts unternomme­n wurde, sank der Beitrag weiter und lag im Vorjahr bei 3,88 Prozent.

Abschläge

Um Einsparung­en zu lukrieren, empfahl der Rechnungsh­of schon 2015 Abschläge bei vorzeitige­n Ruhestands­versetzung­en von 3,75 Prozent pro Jahr gegenüber einem Pensionsal­ter von 58 Jahren. Sowie eine Deckelung von 15 Prozent. Für all diese Maßnahmen hätte das Parlament das Pensionsre­cht der Eisenbahne­r ändern müssen. Doch das Verkehrsmi­nisterium wurde nicht aktiv, die ÖBB–Holding warnte vor Klagen von Bedienstet­en.

Die ÖBB-Holding kontert, man habe in den vergangene­n Jahren erfolgreic­h Maß- nahmen gesetzt, um sowohl das Antrittsal­ter, als auch die Zahl der krankheits­bedingten Pensionier­ungen zu stabilisie­ren. Die Neos urgieren angesichts des Rechnungsh­ofberichte­s ein gemeinsame­s Pensionsre­cht mit gleichen Regeln für alle.

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Die ÖBB-Holding kontert, das Pensionsan­trittsalte­r sei gestiegen und nähere sich dem ASVG-System

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