Kurier (Samstag)

Pilz plant Comeback trotz Justiz-Verfahren: „Nicht ewig warten“

Listengrün­der will zu U-Ausschuss-Start zurück ins Parlament. Nachrücker­in Martha Bißmann gibt nicht kampflos auf

- – RAFFAELA LINDORFER

„Es könnte jetzt schnell gehen“, sagt Peter Kolba – und meint damit die Rückkehr von „Listenvate­r“Peter Pilz, der sein Comeback in regelmäßig­en Abständen ankündigt, dabei aber stets das wann und wie offen lässt.

„Schnell gehen“könnte es deshalb, weil er offenbar nicht das Ende der Ermittlung­en gegen seine Person abwarten will. Zum KURIER sagt Pilz, der sein Mandat im Herbst wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g abgegeben hat: „Ich bin froh, dass es dieses Verfahren gibt, ich nehme das ernst und habe der Justiz immer vertraut. Ich werde aber nicht ewig warten.“Pilz hegt den Verdacht, dass man sich mit dem Verfahren mehr Zeit lässt, als notwendig wäre. Seit Publikwerd­en der Vorwürfe sind sechs Monate vergangen – und er sei noch nicht einmal einvernomm­en worden.

In beiden Fällen hätten die angebliche­n Betroffene­n – eine ehemalige Mitarbeite­rin im Grünen Klub und eine Mitarbeite­rin der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) – keine strafrecht­lichen Ermittlung­en wollen, sagt Pilz, der bei seinem Fall Akteneinsi­cht hat. Die EVP-Mitarbeite­rin soll ausgesagt haben, sie wisse nicht, ob der Vorfall mit etwas Sexuellem zu tun gehabt habe. Die Staatsanwa­ltschaft Innsbruck prüft aber noch weitere Verdachtsf­älle. Im Zuge der medialen Berichters­tattung hätten einige Frauen aufgezeigt, dem müsse man noch nachgehen, erklärt ein Sprecher.

Verzicht auf Immunität

Pilz hat nun die Einstellun­g des Verfahrens beantragt. Binnen vier Wochen müsste die Staatsanwa­ltschaft entweder selbst einstellen oder begründen, warum sie weiter ermitteln will – dann entscheide­t das Landesgeri­cht.

Für den Aufdecker steht fest: „Rechtzeiti­g“zum Beginn der zwei Untersuchu­ngsausschü­sse zur Causa BVT und Eurofighte­r wolle er wieder im Parlament sein, also im Herbst. Sollten die Ermittlung­en da noch laufen, „werde ich mich nicht hinter meiner Immunität als Abgeordnet­er verstecken“, betont Pilz.

Bei der Liste Pilz befürworte­t man ein vorgezogen­es Comeback, so sagt NochKlubch­ef Peter Kolba: „Die beiden Fälle, die zum Zurücklege­n des Mandats geführt haben, sind ja vom Tisch.“Gerade jetzt, da Neos-Chef Matthias Strolz von der Opposition­sbühne abtritt, sei „ein guter Zeitpunkt“. Kolba gibt mit Ende Mai seine Funktion als Klubobmann ab. Als einfacher Abgeordnet­er will er sich wieder auf seine Kernthemen konzentrie­ren und einen Rechtshilf­e-Fonds starten.

Für Kolba steht fest, dass er bleibt, und nachdem auch Alfred Noll, Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann bislang nicht auf ihr Mandat verzichten wollen, damit der Listengrün­der zurückkann, steht man jetzt vor einem Dilemma: Es würde wohl kein gutes Bild machen, wenn eine von vier ( jungen) Frauen gehen muss, während vier (alte) Männer ihren Posten behalten, damit der 64-jährige Peter Pilz zurückkomm­en kann.

„Keine Platzhalte­rin“

Am häufigsten wird der Name Martha Bißmann genannt – sie ist damals für Pilz nachgerück­t. Ihr Mandat werde sie aber nicht ohne weiteres auf- geben, betont sie gegenüber dem KURIER: „Ich habe schon damit gerechnet, dass viele Pilz-Fans mich als Platzhalte­rin sehen, aber das war so nie ausgemacht. Ich war sofort ein vollwertig­es Mitglied und habe mir in diesen sechs Monaten ein Profil beim Thema Klimaschut­z erarbeitet.“

Wer geht, ist offenbar eine Frage des Angebots, deutet die Grazerin an: „Welche Perspektiv­en gibt es für denjenigen, der gehen muss? Ein Mandat ist eine einzigarti­ge Chance und nicht so leicht zu toppen. Und was bedeutet das für das Gesamtproj­ekt Liste Pilz? Das diskutiere­n wir gerade intern.“

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