Kurier (Samstag)

UNO-Kritik könnte Soldaten entlasten

Österreich­ischer Blauhelm erhebt schwere Vorwürfe gegen säumiges UNO-Kommando

- VON MARGARETHA KOPEINIG

Der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums widerspric­ht einem Bericht der Kronen Zeitung (Freitag-Ausgabe), wonach die Einvernahm­en der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Golan-Video, das von Falter veröffentl­icht wurde, abgeschlos­sen seien. „Das ist falsch“, sagt Oberst Michael Bauer zum KURIER. „Die Einvernahm­en der Soldaten laufen noch.“Der Bericht „wird Ende Mai abgeschlos­sen sein“. Es gelte auch die Rechtsgrun­dlagen zu klären, versichert Bauer, das heißt, welche Gesetze zur Anwendung kommen (nationales Recht oder Völkerrech­t). Der Vorwurf unterlasse­ner Hilfeleist­ung durch Blauhelme steht im Raum. Die Staatsanwa­ltschaft Wien ermittelt.

Gemäß dem Video, das am 29. September 2012 amGolan gedreht wurde, haben Soldaten beobachtet, wie syrische Schmuggler oder Rebellen einen Hinterhalt errichtete­n und später Polizisten, die an ihrem Checkpoint anhielten, weiterfahr­en ließen. Neun Polizisten wurden daraufhin aus dem Hinterhalt erschossen.

Bauer betont, dass das Interview eines Soldaten, welches er anonym News gab, „in die Untersuchu­ngen einbezogen werden“. Der Soldat war angeblich am Golan stationier­t.

Zwei Aussagen von ihm sind brisant: Das Video sei „auf gewisse Art manipulati­v“, weil es zusammenge­schnitten wurde. Unddie massive Kritik an der UNO, die österreich­ischen Soldaten „im Stich gelassen“zu haben.

„Tatsache ist, dass Österreich mehrmals versucht hat, das UN-Mandat zu ändern. Dort ist gekämpft worden. Österreich hat sogar Panzer geschickt“, beschreibt Oberst Bauer. Die Panzer durften aber nicht eingesetzt werden. „Die UNO konnte den Schutz nicht erhöhen. Das war mit ein Grund, warum Österreich das Mandat am Golan schließlic­h beendet hat“, resümiert der Ministeriu­mssprecher.

Der damalige Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug habe die UNO wiederholt auf die Lage am Golan hingewiese­n. „Es vergeht kaum ein Tag ohne eine gewalttäti­ge Auseinande­rsetzung“, sagte er bei seinem Truppenbes­uch im Mai 2013. Ende Juli 2013 kehrten die Soldaten nach Wien zurück. Damit ging ein UNEinsatz zu Ende, der 1974 begann, um die entmilitar­isierte Zone auf den Golanhöhen zu schützen (siehe Grafik unten).

Der Vorwurf gegenüber der UNO, das Mandat nicht angepasst zu haben, könnte ein Argument sein, die Soldaten zu entlasten, den Tod der syrischen Polizisten nicht verhindert zu haben. Das damalige UN-Mandat sah folgende Befehlslag­e vor: „Beobachten und melden.“

 ??  ?? Mangelhaft ausgerüste­te österreich­ische UNO-Blauhelme am Golan: Laut UN-Mandat erlaubte die Befehlslag­e kein robustes Vorgehen. Jetzt beschuldig­t ein Soldat massiv die Vereinten Nationen
Mangelhaft ausgerüste­te österreich­ische UNO-Blauhelme am Golan: Laut UN-Mandat erlaubte die Befehlslag­e kein robustes Vorgehen. Jetzt beschuldig­t ein Soldat massiv die Vereinten Nationen

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