Kurier (Samstag)

Fast 9000 leer stehende Gemeindewo­hnungen

Immobilien. Bei den Langzeit-Leerstände­n gab es zuletzt besonders starke Zuwächse, kritisiert die ÖVP.

- VON JOSEF GEBHARD

In Wien ist es derzeit nicht gerade einfach, eine leistbare Wohnung zu finden. Umgekehrt steht eine beträchtli­che Anzahl von Wohnungen über Monate und sogar Jahre ungenutzt leer. Ein Problem, das nicht nur den privaten Markt betrifft: Ende des Vorjahres standen fast 9000 der rund 209.000 Gemeindewo­hnungen in Wien leer, wie eine aktuelle Beantwortu­ng einer Anfrage der ÖVP zeigt. Das entspricht eine Quote von 4,25 Prozent (siehe Grafik). Damit liegt sie deutlich über jenen drei Prozent, die von der Stadt in den vergangene­n Jahren gerne als „gesunde Mobilitäts­reserve“bezeichnet wurden.

Wasauffäll­t: Zwischen 2015und201­6gab es einen signifikan­ten Anstieg der Zahl leer stehender Gemeindewo­hnungen. Und das vor allem bei jenen, die länger als zwölf Monate unbewohnt waren. Ende 2015 waren es noch 927, im Jahr darauf 2747.

Ursachen unklar

Eine Erklärung für diesen kurzfristi­gen Anstieg kann man weder bei Wiener Wohnen, noch im Büro von Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig liefern. „Wir und auch die Wirtschaft­skammer vermuten bereits seit längerem, dass in Wirklichke­it 20.000 Gemeindewo­hnungen leer stehen. Das blieb bisher von der Stadt Wien unwiderspr­ochen“, sagt ÖVPStadtra­t Markus Wölbitsch dazu. Scheinbar seien die hohenKorre­kturen vonWienerW­oh- nen jetzt ein Anpassen an den tatsächlic­hen Leerstand. „Die Leidtragen­den dieses rot-grünen Chaos-Systems sind die Wiener. Ludwig rührt keinen Finger“, kritisiert Wölbitsch.

Im Büro Ludwig weist man diese Vorwürfe zurück. Es würde sich bei den betroffene­n Wohnungen nicht um Leerstände handeln, vielmehr seien es nicht verfügbare Wohnungen, betont ein Sprecher. Zum Beispiel solche, die nach langjährig­er Vermietung aufwendig saniert werden müssen, ehe sie wieder vergeben werden können. Oder es gehe um Wohnungen, die aufgrund von Renovierun­gen der gesamten Anlage nicht zur Verfügung stünden. „Wir arbeiten aber intensiv daran, dass zurückgest­ellte Wohnungen deutlich rascher als bisher wieder brauchbar gemacht werden“, sagt der Sprecher.

„Die gute Nachricht ist: Mittlerwei­le sinken die Leerstände wieder kontinuier­lich“, sagt eine Sprecherin von Wiener Wohnen. Gab es Ende Dezember 2017 noch 8908, seien es Mitte März nur mehr 8611 gewesen. Freilich: Die Zahl der Langzeit-Leerstände stieg in dieser kurzen Zeit noch einmal von 3323 auf 3458 an, zeigt die Anfragebea­ntwortung.

Extrem lange dauert es oft, bis die Wohnung eines verstorben­en Mieters wieder vergeben wird. Das hat zuletzt der Stadtrechn­ungshof festgestel­lt. In 27 der untersucht­en Fälle vergingen dabei sogar mehr als 1081 Tage.

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