Kurier (Samstag)

Als es noch ein Gefühl dafür gab, ob etwas peinlich ist

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Die Bibliothek­arinnen von Renens. Das sind Reden von Karl-Markus Gauß – alle wurden gehalten, bis auf die Laudatio auf den Dichter Michael Guttenbrun­ner, der Tage vorher gestorben war. Alle Reden sind Literatur, und das ist eine schöne Abwechslun­g, denn so oft sind Reden nur Gerede.

Aggression­en

So oft sind sie Stuss, und da serviert Gauß den Gedanken: dass das menschlich­e Gefühl für Peinlichke­it eine „große Errungensc­haft des zivilisato­rischen Prozesses darstellt“; dass dieses Gefühl aber einigen Menschen völlig abgeht bei ihrer Selbstdars­tellung. Das Wort „Politiker“verwendet er nicht.

Die gesammelte­n Reden handeln u.a. von den kleinen Nationalit­äten in Europa, gedacht wird an das Einkommen einer Kassierin im Supermarkt, gedacht wird an Bettler auf den Straßen – einfach zum Nachdenken (zur Empörung über uns selbst): Warum lösen flehende Bettler Aggression­en aus, aber Spekulante­n, die Finanzkris­en auf unsere Kosten auslösen, nicht?

 ??  ?? Karl-Markus Gauß: „Die Bibliothek­arinnen von Renens“Otto Müller Verlag. 170 Seiten. 20 Euro.
Karl-Markus Gauß: „Die Bibliothek­arinnen von Renens“Otto Müller Verlag. 170 Seiten. 20 Euro.
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Herausgebe­r der Zeitschrif­t „Literatur und Kritik“: KarlMarkus Gauß aus Salzburg
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