ESC: Ein Sieg für Österreich wird
Spiegelvision
Der heutige Abend verdient die Bezeichnung „spannend“. Wer den Song Contest prinzipiell mag und einschaltet, kommt voll auf seine Rechnung. Von den teilnehmenden 26 Ländern sind gleich vier Länder, die sich Hoffnungen auf den Sieg machen können: Zypern, Israel, Frankreich und Schweden.
Cesár Sampsons perfekter Auftritt beim 1.Halbfinale wurde vom portugiesischen Fernsehen visuell optimal umgesetzt. Wenn nichts zum Nachteil verändert wird, kann ich mir eine Platzierung zwischen zehn bis 15 vorstellen. Das entspricht den aktu- ellen Wettquoten, nachdem Österreich auf Platz fünf der Startreihenfolge gesetzt wurde. Sampson selbst ist noch zuversichtlicher : „Top fünf ist für mich eine realistische Option.“Um es klar und deutlich auszusprechen: Nach den bisherigen ESC-Erfahrungswerten ist ein Sieg für Sampson fast ausgeschlossen. Wenn man die oben genannten vier Favoriten in Kategorien einteilt, so haben wir zwei Uptempo Partylieder (Israel, Zypern), ein politisches Lied über die Flüchtlingskrise (Frankreich) und Schweden mit Retro-Pop à la Michael Jackson, angelehnt an „Who Is It“.
Zypern voran
Schweden hat über die Jahre schon viel Besseres präsentiert. Falls Sie meine Rubrik von vergangenen Dienstag gelesen haben, ist Ihnen sicher aufgefallen, dass ich Zypern weit hervorgehoben habe, dicht gefolgt von Israel.
Warum ich die zypriotische Kandidatin Eleni Foureira bevorzuge? Schon deshalb, weil diese Pop-Queen buchstäblich alle Showelemente bedient. Sie tanzt und singt gleichzeitig, hat einen griffigen Refrain, ist bildhübsch und sympathisch. Las Vegas lässt grüßen!
Foureira ist das typische Beispiel einer regional etablierten Interpretin, die durch ihre Teilnahme am Song Contest, unabhängig von der Endplatzierung, nur profitieren kann. Der ESC dient ihr als ideales Sprungbrett zu einer internationalen Karriere. Hingegen versucht Israels schrille Kandidatin Netta durch ihr komödiantisches Wesen aufzufallen. Ihre Qualitäten liegen nicht in der Show, als vielmehr in ihrer Person, als skurrile, trashige Party-Animatorin und DJStar. Kaum vorstellbar, wie ein ganzes Album mit Songs à la „Toy“klingen könnte.
Diskussionspunkt
Über Frankreich kann man gut und gerne diskutieren. Die Story dürfte jedoch stimmen, warum auch nicht: Eine Hochschwangere in einem Flüchtlingsboot bringt ihr Kind auf hoher See zur Welt. Als Dank der Mutter und zur bleibenden Erinnerung tauft sie ihre Tochter auf den Namen „Mercy“. Das Duo Madame Monsieur hat angekündigt, einen Teil der Gage ihrer Auftritte der Mutter und Tochter zukommen zu lassen.
Stellt sich die prinzipielle Frage, ob man ein so ernstes Thema in ein gefälliges Liedchen verpacken soll bzw. darf. Berührend, herzergreifend ist die Story allemal und medial nach wie vor aktuell. Die politische Polemik wird ohnehin anhalten. Vermutlich wird Frankreich auf hohe Punkte aus Ungarn, Polen, Slowakei und Tschechien verzichten müssen.
Unter Einbeziehung des zweiten Halbfinales stellt sich die Frage, welche Länder sich noch in die vorderen Plätze positionieren könnten. Dazu zählen Litauen, Irland, Moldawien und mit dem vorteilhaften letzten Startplatz Italien.