Irrtümer und Baufehler
Ulrike Wychera ist Biologin und Sachverständige für Schwimmteiche und hat bereits 400 Anlagen geplant. Sie weiß, was bei Bau und Betrieb schief gehen kann.
» KURIER: Welche Baufehler bei Schwimmteichen haben Sie bereits gesehen?
Ulrike Wychera: Filteranlagen, in denen Nährstoffanreicherung stattfindet, anstatt sie herauszufiltern. Folien, die so schlecht verschweißt wurden, dass es zu einem Wasseraustritt kommt. Außerdem zu flache Bereiche in den Regnerationszonen, die sich dann stark erwärmen und dadurch nicht den passenden Lebensraum für Unterwasserpflanzen schaffen. Die Pflanzen selbst werden häufig nur nach Optik, und nicht nach Funktion für den Teich ausgewählt. Wenn Nussbäume, Weiden und Obstbäume nah am Schwimmteich stehen, kann es passieren, dass Äste, Blätter und Früchte ins Wasser fallen. Das hat zur Folge, dass sich Blaualgen bilden, die braun aussehen und modrig riechen. Aber auch Blaualgen werden gefressen und abgebaut. Nach einiger Zeit wird das Wasser wieder klar. Aber wenn der Verursacher, der Baum, nicht entfernt wird. Immer wieder werden Pumpen in Schwimmteichen eingesetzt – macht das Sinn? Es funktioniert dann nicht, wenn ich eine Wasserpumpe habe, die das Wasser stark durcheinanderwirbelt. Dadurch gelangen die kalten Zonen des Wassers nach oben – was sie nicht sollen. Die Folge ist, dass ich unter Umstän- den Probleme mit Algen bekomme. Es gibt auch einige Irrtümer, mit denen Sie immer wieder konfrontiert werden. Nämlich? Die Idee, man muss den Teich mit Sauerstoff anreichern, ist falsch – hält sich aber hartnäckig. Denn die Algen produzieren Sauerstoff, wenn ich messe, gibt es immer 100 Prozent Sauerstoff, Dasselbe gilt für die Vorstellung, dass ein Teich Gelsen anzieht. Wir haben zwar Gelsen im Gebüsch, vor allem, wenn die Nachbarin abends die Hecken bewässert. Aber im Teich haben Gelsen so viele Fressfeinde, dass sie dort nicht vorkommen. Denn dort sind Molche und Kaulquappen, diese fressen die Gelsenlarven. Viele Schwimmteichbesitzer glauben auch, sie müssten im Winter einige Halme stehen lassen, damit der Teich nicht komplett zufriert. Das ist ein Irrtum: Die Biologie nimmt keinen Schaden, wenn die Wasserfläche komplett zufriert. Denn ich habe trotzdem Licht im Wasser und Algen, die Sauerstoff herstellen. Im Gegenteil: Dann kann man Eislaufen und Eisstockschießen, man hat also auch eine Winternutzung, und es ist nett anzuschauen. Stimmt es, dass Schwimmteiche so pflegeintensiv sind, dass man einen Nachbarn um Hilfe bitten muss, wenn man auf Urlaub fährt? Nein. Man kann durchaus für ein ganzes Monat auf Urlaub fahren und das Haus in dieser Zeit zusperren, ohne dass jemand auf den Teich schauen muss. Zurück aus dem Urlaub ist das Wasser immer noch klar und man kann sofort schwimmen gehen. zu Materialermüdung kommen? Ich kenne Projekte, die 30 Jahre alt sind und immer noch funktionieren. Da alles unter Wasser ist, sind Materialermüdungen kein Thema. Eventuell am Rand, aber der Bereich ist mit Kies abgedeckt. «