Kurier (Samstag)

TRICKS GEGEN WELPENHÄND­LER

„Vier Pfoten“zeigen private Internet-Inserenten an / Slowakisch­er Verkäufer fiel auf Scheinkauf herein

- VON BERNHARD ICHNER

Im Kampf gegen den illegalen Welpenhand­el im Internet greifen die „Vier Pfoten“zu ungewöhnli­chen Mitteln: Auf einschlägi­gen Online-Plattforme­n zeigten sie zuletzt Dutzende Inserenten an. Mit Scheinkäuf­en locken sie zudem illegale Händler nach Österreich.

Über Stunden waren zwei acht Wochen alte Chihuahuas in den heißen Kofferraum eines slowakisch­en Welpenhänd­lers gesperrt, bevor sie auf einem Supermarkt-Parkplatz in Döbling ihrer vermeintli­ch neuen Besitzerin übergeben werden sollten. Am Ende ihrer Kräfte, hungrig und nicht gegen Tollwut geimpft.

Die verlangten 350 Euro pro Welpe plus 50 Euro für den dreieinhal­bstündigen Transport nach Wien bekam der Verkäufer allerdings nicht. Denn bei der Scheinkauf-Aktion der Tierschutz­organisati­on „Vier Pfoten“wurde er von der Polizei in Empfang genommen. Die Hündchen verbrach-

„bazos.at meint, dass man sich nicht an österreich­ische Gesetze halten müsse.“

Martina Pluda Vier Pfoten ten danach im Wiener Tierquarti­er zwei Wochen in Quarantäne, bevor sie legal vermittelt werden konnten.

Es war nicht die erste Aktion dieser Art, die von den Tierschütz­ern durchgefüh­rt wurde. Immer wieder gehen illegale Welpenhänd­ler so der Exekutive ins Netz. Doch es ist ein Kampf mit wenig Aussicht auf nachhaltig­en Erfolg. Denn obwohl das österreich­ische Tierschutz­gesetz Privatpers­onen verbietet, Tiere im Internet anzubieten – erlaubt ist dies nur eingetrage­nen Tierschutz­vereinen, gemeldeten Züchtern und Zoofachhän­dlern ( siehe Kasten rechts) –, halten sich nicht alle Internetpl­attformen daran.

So auch im konkreten Fall. Auf bazos.at, wo laut „Vier Pfoten“-Kampagnenl­eiterin Martina Pluda viele unseriöse bzw. illegale Tier-Angebote geschaltet sind, wurde man fündig und „bestellte“die eingangs erwähnten Chihuahua-Welpen. Dass diese mit acht bis neun Wochen für die Tollwutimp­fung und somit für den Grenzübert­ritt zu jung waren, war dem slowakisch­en Händler ebenso egal, wie dem Betreiber von bazos.at. Da für die Tiere echte Papiere vorlagen, kommt der Verkäufer in Österreich mit einer Verwaltung­sstrafe davon. Den Betreiber der Internet-Plattform haben die „Vier Pfoten“aber ebenso angezeigt, wie 50 Inserenten.

Falsche Angaben

Die gängige Praxis auf Internetpl­attformen, wie bazos.at, tiere.at oder kleinanzei­gen.at, wo unter teils fürchterli­chen Bedingunge­n gezüchtete, ungeimpfte oder auch kranke Hunde zu Schleuderp­reisen angeboten werden, ist den Tierschütz­ern bestens bekannt. Weil den meisten Inserenten die Illegalitä­t ihres Angebots bewusst ist, geben sie meist eine unvollstän­dige österreich­ische Adresse an, erklärt Pluda. Wenn der Käufer dann Kontakt mit ihnen aufnimmt, stellt sich schnell ihr Standort im Ausland heraus. Die einen bieten an, dass die Tiere bei ihnen in Tschechien, der Slowakei oder in Ungarn abgeholt werden können. Andere wiederum sind unvorsicht­ig genug, um sie nach Österreich zu liefern.

Dass die Welpen aus keiner verantwort­ungsvollen Zucht stammen können, sei aber leicht zu durchschau­en. Kosten etwa Chihuahuas hierzuland­e doch zwischen 1200 und 1500 Euro. Auf bazos.at findet man Welpen dagegen auch für 200 Euro.

Uneinsicht­ig

Mit Scheinkäuf­en und Anzeigen wollen die „Vier Pfoten“nun ein Signal setzen, sagt Pluda. „Die Inserenten sollen sehen, dass wir täglich auf den Plattforme­n aufpassen.“

Sonderlich einsichtig habe der bazos.at- Betreiber allerdings nicht reagiert, sagt Pluda. Einerseits verstehe er kein Deutsch und könne die Inhal- te der Inserate gar nicht beurteilen. Anderersei­ts habe er den „Vier Pfoten“-Anwalt wissen lassen, „dass er sich nicht an österreich­ische Gesetze halten müsse, weil seine Server in Tschechien und der Slowakei stehen“.

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Die acht bis neun Wochen alten entkräftet­en Chihuahua-Welpen verbrachte­n zwei Wochen in Wien in Quarantäne. Ihren Verkäufer erwartet eine Verwaltung­sstrafe
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Beim Scheinkauf der „Vier Pfoten“nahm ein Polizist (re.) den illegalen Welpenhänd­ler (li.) in Empfang

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