Kurier (Samstag)

China ist lachender Dritter im Handelsstr­eit

Iran-Sanktionen schaden EU-Ländern, während Peking seine Geschäfte vorantreib­t

- VON KONRAD KRAMAR 12, 13

Es ist die Ruhe nach dem Sturm – und die ist genauso trügerisch wie die davor. Nach den Luftangrif­fen auf den Iran gibt man sich in Israel selbstsich­er und gelassen. Man habe die wesentlich­en militärisc­hen Einrichtun­gen des Iran in Syrien zerstört, plane aber vorerst keine weiteren Aktionen. Teheran wiederum will mit den Angriffen auf israelisch­e Stellungen auf dem Golan nichts zu tun haben und erklärt außerdem, am internatio­na-

len Atomabkomm­en festhalten zu wollen – auch nach dem Ausstieg der USA. Wie aber geht es weiter? In Richtung Frieden oder Krieg? Der KURIER beantworte­t die entscheide­nden Fragen. ? Wie ist die Lage im Iran, was plant das Regime?

Durch die erneut verschärft­en US-Sanktionen gegen den Iran wird die ohnehin schwer angeschlag­ene iranische Wirtschaft weiter beschädigt. Der Verfall der iranischen Währung macht das Leben für die Mehrheit der Bevölkerun­g unerträgli­ch teuer. Korruption, wirtschaft­liches Versagen, wachsende soziale Spannungen: All das lässt den Unmut vieler Iraner über das Mullah-Regime weiter steigen. Dieses versucht daher, die Europäer als wirtschaft­liche Partner zu behalten. Man will sich kommende Woche mit den Europäern auf ein Festhalten am internatio­nalen Atomabkomm­en verständig­en. Es aufzukündi­gen, auch wenn Vertreter der iranischen Führung damit drohen, würde dem Land noch mehr wirtschaft­lichen Schaden zufügen. Daher wird Teheran sich gegenüber Europa verhandlun­gsbereit geben.

? Wie nahe ist der Iran tatsächlic­h der Atombombe?

Bis zum Abschluss des internatio­nalen Atomabkomm­ens 2015 hätte der Iran nur wenige Monate gebraucht, um zumindest einen Atomspreng­kopf zu bauen. Das Abkommen hat diese Entwicklun­gen stark verzögert und außerdem das ganze Atomprogra­mm unter strikte Überwachun­g gestellt. Die UN-Atombehörd­e in Wien, die für die Überwachun­g verantwort­lich ist, hat dem Iran erst kürzlich bescheinig­t, sich strikt an das Abkommen zu halten.

? Wie wird sich Europa im Konflikt verhalten?

Vorerst erklären die maßgeblich­en europäisch­en Staats- und Regierungs­chefs, am Atomabkomm­en mit dem Iran festhalten zu wollen. Doch durch den Druck aus den USA zeigen sich bereits erste Risse. So hat Frankreich­s Präsident Macron bereits Nachverhan­dlungen gefordert. Vor allem das iranische Raketenars­enal, gegen das sich ja auch Trumps Vorgehen richtet, soll stark eingeschrä­nkt werden. Teheran aber will in keinerlei Neuverhand­lungen einwillige­n. Für die Europäer wächst durch die neuen US-Sanktionen auch der wirtschaft­liche Druck. Schließlic­h haben große europäisch­e – und auch österreich­ische Unternehme­n – Niederlass­ungen in den USA oder wickeln ihre Geschäfte mit dem Iran in Dollar und damit über USBanken ab. Sollte man also Geschäfte mit dem Iran machen, könnte man Opfer von US-Strafmaßna­hmen werden oder um Verträge mit USFirmen umfallen. Daher wird man, wenn es darauf ankommt, eher auf die US-Partnersch­aft setzen als auf die Beziehunge­n zum Iran.

? Was plant Israel?

Die Regierung in Jerusalem hat mit dem jüngsten Angriff Stärke gegenüber dem Iran demonstrie­rt. Premier Netanjahu betrachtet das Mullah-Regime als den Hauptfeind und die schlimmste Bedrohung im Nahen Osten. Dessen wach- sender Einfluss von Syrien über den Libanon bis zum Jemen und den Palästinen­sergebiete­n soll eingedämmt werden. Allerdings hat man sich bisher aus dem Krieg in Syrien weitgehend herausgeha­lten. Syriens Machthaber Assad gilt für Israel als kalkulierb­arer Feind. Moskau, das ja auch Assad stärken will, hat daher die jüngsten israelisch­en Angriffe geschehen lassen. Russlands enge Partnersch­aft mit dem Iran bekommt Risse.

? Droht Gewalt in Israel?

Schon in den vergangene­n Wochen gab es anlässlich des 70. Jahrestage­s der Gründung Israels Massenprot­este der Palästinen­ser. Am Montag wird die USBotschaf­t in Jerusalem eröffnet, das könnte eine neuerliche Protestwel­le auslösen. Das österreich­ische Außenminis­terium warnt daher vor Ausschreit­ungen in der Altstadt von Jerusalem.

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Ayatollah Khamenei zu Trump: „Sie haben einen Fehler gemacht“. Aber Iran steht zum Abkommen

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