Kurier (Samstag)

1,6 Milliarden Euro für neue Chipfabrik

Neue Chipfabrik soll ab 2021 Leistungsh­albleiter für den Weltmarkt produziere­n und 400 Jobs schaffen

- VON ANITA STAUDACHER

Der deutsche Halbleiter­konzern erweitert den Standort in Villach und schafft 400 neue Jobs.

Eine Investitio­n in dieser Größenordn­ung hat es in Österreich schon seit Jahrzehnte­n nicht mehr gegeben und bei Infineon überhaupt noch nie: Insgesamt 1,6 Milliarden Euro wird der deutsche Halbleiter-Konzern in den nächsten sechs Jahren in den Ausbau seines Standortes in Villach/Kärnten investiere­n. Kernstück ist der Bau einer weiteren Chipfabrik für die Massenfert­igung von Leistungsh­albleitern auf 300 Millimeter-Dünnwafern (Siliziumsc­heiben, Anm.). Diese, von Infineon entwickelt­en, besonders dünnen Energiespa­rchips steuern den Stromfluss in zahlreiche­n Anwendunge­n wie Elektroaut­os, Zügen, Windkraft- und Solaranlag­en oder Netzteilen von Smartphone­s.

„Die globale Nachfrage nach Leistungsh­albleitern steigt rasant, wir erwarten uns durch die neue Fabrik daher ein zusätzlich­es Umsatzpote­nzial von 1,8 Milliarden Euro“, sagte Infineon-Vorstandsv­orsitzende­r Reinhard Ploss bei Bekanntgab­e der Großinvest­ition am Freitag. Die neue, voll automatisi­erte Chipfabrik entsteht auf einer extra angemietet­en Fläche von 60.000m2 am Standort Villach, Baubeginn ist in der ersten Hälfte 2019. Durch die hohe Automatisi­erung entstehen nicht mehr so viele Arbeitsplä­tze wie in früheren Zeiten, Ploss rechnet mit 400 zusätzlich­en, hoch qualifizie­rten Fachkräfte­n, die für die „Steuerung der Maschinen und Anlagen“nötig sein werden. In Villach sind derzeit etwa 3100 Mitarbeite­r beschäftig­t.

Die 300-Millimeter-Technologi­e wurde 2012 in Villach entwickelt, die Massenfert­igung der Chips erfolgte bisher am Standort in Dresden. Dort sei man mit der Produktion aber am Limit, begründet Ploss die Suche nach einem zweiten Ferti- gungsstand­ort. Neben Villach stand auch das Werk in Kulim/Malaysia zur Wahl. Hier hätte der Aufbau einer Produktion­slinie aber zu lange gedauert, so Ploss. Für Villach habe schließlic­h „das bereits vorhandene Know-how bei Leistungsh­albleitern, die Entwicklun­gsmöglichk­eiten durch neue Halbleiter-Materialen sowie die hervorrage­nden Rahmenbedi­ngungen dank der Forschungs­förderung“gesprochen. Ploss, der selbst zehn Jahre lang Chef bei Infineon Villach war und mit einer Kärntnerin verheirate­t ist, hat in den Standort „100 Prozent Vertrauen“.

Förderzuck­erl?

Die anwesende Politpromi­nenz, allen voran Kanzler Sebastian Kurz, reklamiert­e einen Teil des Ansiedelun­gserfolges für sich. „Ich bin überglückl­ich, weil es nicht selbstvers­tändlich ist, dass ein solches Investment in Europa in einer Schlüsselt­echnologie stattfinde­t“, meinte Kurz und erwähnte ein „Paket, das wir gemeinsam geschnürt“haben. Konkrete Angaben, wie genau das Paket aussieht, gab es nicht. Ploss betonte, dass es kein „Extra-Geld“seitens öffentlich­er Stellen gegeben habe, sondern nur die StandardRa­hmenbeding­ungen für solche Investment­s. Neben der 14 Prozent Forschungs­prämie kann Infineon aber auch auf großzügige EU-Forschungs­gelder hoffen.

Infineon-Österreich­Chefin Sabine Herlitschk­a sieht im Milliarden-Investment „eine Standortab­sicherung für Villach über viele Jahre“. Die Bedeutung für Kärnten und die Region Villach könne gar nicht hoch genug eingeschät­zt werden. Die Investitio­n entspreche immerhin dem achtfachen Villacher Haushaltsb­udget. Herlitschk­a sieht auch einen wichtigen Schritt zur Re-Industrial­isierung und Digitali- sierung Europas. „Wir liefern nicht nur der Digitalisi­erung zu, wir stehen für die Digitalisi­erung.“

Im Zuge der Standorter­weiterung in Villach wird es in den nächsten Jahren aber auch zu einer Verlagerun­g älterer Fertigungs­linien nach Malaysia kommen. Die dadurch frei werdenden Kapazitäte­n sollen für die Entwick- lung des „Energiespa­rchips der Zukunft“aus neuen Halbleiter-Materialen genutzt werden. Die betroffene­n Mitarbeite­r sollen möglichst in diese Bereiche wechseln.

„Das Investment bedeutet eine Standortga­rantie für Villach über viele Jahre.“Sabine Herlitschk­a Infineon-Österreich-Chefin

 ??  ?? In acht der zehn meistverka­uften Elektroaut­os befinden sich Chips von Infineon. Die neueste Chip-Generation wurde in Villach entwickelt und soll bald auch dort – vollautoma­tisch – produziert werden
In acht der zehn meistverka­uften Elektroaut­os befinden sich Chips von Infineon. Die neueste Chip-Generation wurde in Villach entwickelt und soll bald auch dort – vollautoma­tisch – produziert werden
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria