Hunderte Lehrlinge von Abschiebung bedroht
Integration.
Asylwerbern ist es derzeit in Österreich nicht erlaubt einer regulären Beschäftigung nachzugehen. Einzige Ausnahme: Unter 25-Jährige dürfen in sogenannten Mangelberufen eine Lehre beginnen. Die Liste dieser Berufe ist lang und umfasst etwa Branchen wie die Gastronomie, die Metallindustrie oder kleine Handwerksbetriebe. Über 800 Asylwerber absolvieren derzeit eine Lehre, gut einem Drittel droht nun - nach erster Instanz - die Abschiebung.
Das ist doppelt problematisch: Zum einen sind die be- troffenen Asylwerber meist gut integriert. Außerdem tun sich die Betriebe schwer, ihre Lehrstellen in den erwähnten Mangelberufen zu besetzen.
Der oberösterreichische Integrationslandesrat rudi Anschober (Grüne) startete deshalb die Kampagne „Ausbildung statt Abschiebung“. 51.000 Unterschriften seien bereits gesammelt worden. Zu den prominentesten Unterstützern zählen etwa hubert von goisern, josef hader oder Ex-ÖVP-Chef reinhold mitterlehner.
„Eine Lehre ist eine riesi- ge Integrationschance. Die jungen Menschen fühlen sich so als Teil der Gesellschaft“, so Anschober. Allein in Oberösterreich gäbe es derzeit 3100 offene Stellen, 700 davon sofort besetzbar. Gut integrierte Lehrlinge abzuschieben mache also auch wirtschaftlich keinen Sinn, so Anschober. Er fordert daher Maßnahmen wie das „3plus2“-Modell in Deutschland. Asylwerber dürfen dort nach absolvierter Lehre noch mindestens zwei Jahre im Betrieb bleiben. Überdies kritisierte er die lange Dauer der Asylverfahren. Auf einen erstinstanzlichen Bescheid warte man derzeit im Schnitt 16 Monate, so Anschober.
sylvia hochstöger leitet einen Spenglereibetrieb, ihrem 23-jährigen Lehrling aus Afghanistan droht ebenfalls die Abschiebung. „Wir brauchen junge, motivierte Menschen. Österreichische Jugendliche sind aktuell zu wenig an einer Lehre in unserer Branche interessiert“, äußert sie Unverständnis für die Politik. Diese solle das Gespräch mit den Unternehmen suchen.