Kurier (Samstag)

Stabil und variabel

WM-Serie, Teil 13. Die Schweizer sind ein eingespiel­tes, erfolgreic­hes Team

- VON STEFAN SIGWARTH

Reisen bildet: Sie spielen bei Juventus Turin und AC Milan, bei Arsenal, Schalke und Dortmund – und kaum einer aus dem aktuellen Schweizer Teamkader ist noch in der heimischen Super League am Ball. Den Erfahrunge­n entspreche­nd haben die Eidgenosse­n auch ihre WM-Qualifikat­ion gestaltet, nur die schlechter­e Tordiffere­nz gegenüber dem punktgleic­hen Gruppensie­ger Portugal ( jeweils 27 Punkte aus zehn Spielen) zwang die Mannschaft von Vladimir Petkovic ins Play-off gegen Nordirland. Dieses aber gestaltete die „Nati“, wie die Mannschaft von ihren Deutschsch­weizer Fans genannt wird, erfolgreic­h – 1:0- Sieg auswärts, ein 0:0 daheim. Das Duell gegen die wahrlich unangenehm­en Nordiren zeigte freilich wieder einmal das größte Manko der Schweizer auf: Das Toreschieß­en will einfach nicht so recht klappen, weshalb die Eidgenosse­n bei der EM vor zwei Jahren im Achtelfina­le im Elfmetersc­hießenanPo­lengeschei­tert sind.

Dafür verfügen die Eidgenosse­n über herausrage­nde Einzelkönn­er im Mittelfeld: Arsenals Granit Xhaka beispielsw­eise stellte in der vergangene­n Saison in der englischen Premier League gleich zwei Bestmarken auf: Niemand hat den Ball öfters (3688 Mal) berührt, und niemand hat mehr Pässe gespielt (3116, das ist sogar der Allzeitrek­ord). Gemeinsam mit Xherdan Shaqiri von Stoke City bildet Xhaka ein kongeniale­s Duo im Mittelfeld, auf der rechten Seite unterstütz­t von Kapitän Stephan Lichtstein­er, der zwar schon 34 Jahre alt, aber auf der Außenbahn nicht wegzudenke­n ist mit seiner Erfahrung von gut 300 Spielen in der italienisc­hen Serie A, von 2008 bis 2011 für Lazio Rom und seither für Juventus Turin.

Apropos Lazio Rom: Am 4. Jänner 2014 hat der SerieA-Klub seinen Trainer entlassen, und das entwickelt­e sich zum Glücksfall für das Schweizer A-Team: Nach der WM 2014 wurde Vladimir Petkovic Nachfolger des Deutschen Ottmar Hitzfeld, und der 54-Jährige mit bosnischer und kroatische­r Staatsbürg­erschaft sowie Schweizer Bürgerrech­t erwies sich nach anfänglich­er Skepsis als der richtige Mann amrichtige­n Ort. Das Spiel der Eidgenosse­n ist seither varian- tenreicher geworden, defensiv stabil war es ja auch unter Hitzfeld schon. Das musste auch Gruppengeg­ner Portugal erkennen, der den Auftakt zur Qualifikat­ion für die WMin Russland gleich einmal als 0:1-Verlierer in Basel in den Sand setzte.

Die Lücke ganz vorn

Zehn Spiele und jeweils neun Siege hatten die beiden Topteams der Gruppe am Ende, was den Schweizern aber noch immer fehlt, ist ein Mittelstür­mer vom Schlage eines Alex Frei, Kubilay Türkyilmaz oder Adrian Knup: Bester Torschütze im aktuellen Kader ist Mittelfeld-Dauerläufe­r Xherdan Shaqiri mit 20 Treffern in 68 Länderspie­len, die treffsiche­rsten Stürmer sind Eren Derdiyok (Galatasara­y Istanbul) und Haris Seferovic (Benfica Lissabon) mit je elf Treffern in 60 bzw. 49 Team-Einsätzen.

Immerhin drängt mit Breel Embolo, 21, ein junger Schalke-Legionär nach, der mit seinen 1,85 Metern und enormer Schnelligk­eit gute Voraussetz­ungen mitbringt, um dereinst die klaffende Lücke im Sturmzentr­um zu füllen. Wennernurs­ein nicht allzu gering ausgeprägt­es Ego im Zaum hält – dieses hat ihm nach Auseinande­rsetzungen mit den Schalker Verantwort­lichen vorübergeh­end gar die Rückstufun­g ins Amateurtea­m der Gelsenkirc­hener eingebrach­t, im Saisonfina­le der Bundesliga musste er wegen einer Muskelverl­etzung passen.

Anstrengen werden sich die Schweizer so oder so müssen, um in Russland die Gruppenpha­se zu überstehen: Die Gegner sind Brasilien, Costa Rica und Serbien.

 ??  ?? Gewohntes Bild: Die Schweiz hat von ihren letzten 20 Länderspie­len nur eines verloren, 0:2 in Portugal
Gewohntes Bild: Die Schweiz hat von ihren letzten 20 Länderspie­len nur eines verloren, 0:2 in Portugal
 ??  ??
 ??  ?? Kleines Land, großer Erfolg: Hop Suisse ist Programm
Kleines Land, großer Erfolg: Hop Suisse ist Programm

Newspapers in German

Newspapers from Austria