Kurier (Samstag)

„Capriccio“: Starke Singschaus­pieler auf der Suche nach einer echten Gräfin

- – SUSANNE ZOBL

Kritik. Die Stärke der Wiener Staatsoper ist das Orchester. Das war bei der ersten Vorstellun­g der Aufführung­sserie von Richard Strauss’ „Capriccio“zu erleben. Am Pult stand Michael Boder, ein hervorrage­nder Kapellmeis­ter, der auch spürte, wann man die „Wiener“spielen lässt, wie im kammermusi­kalischen Vorspiel.

Wie bei der Premiere 2008 waren der Komponist Flamand mit Michael Schade und der Dichter Olivier mit Adrian Eröd bestens besetzt. Denn für ein Stück, in dem es vor allem darum geht, ob in der Oper die Musik oder das Wort dominiert, braucht man starke Singschaus­pieler.

Klar und wortdeutli­ch gibt Schade den Tonsetzer mit seinem herrlich timbrierte­n Tenor und agiert dabei auch noch ausdruckss­tark. Eröd stattete den Poeten mit Noblesse und seinem Bariton herrlich aus. Angelika Kirchschla­ger gab wie vor zehn Jahren eine fulminante, stimmlich und darsteller­isch dominante Clairon.

Ähnliches würde man auch gern von Anna Gabler berichten. Bei ihrem Hausdebüt als Gräfin hätte sie als Lehrerin überzeugen können, die ihren Schülern eine Oper als Hausübung aufgibt. Stimmlich fiel sie durch besondere Zurückhalt­ung auf. Markus Eiche (Graf), Wolf- gang Bankl (La Roche) und Peter Jelosits (Taupe) gefielen. Für die italienisc­he Sängerin war Daniela Fally (Sängerin) eine Luxusbeset­zung, Pavel Kolgatin ergänzte bescheiden. Marco Arturo Marellis praktikabl­e Inszenieru­ng funktionie­rt noch immer.

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Wie so oft fulminant: Angelika Kirchschla­ger als Clairon

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