Kurier (Samstag)

Die Schönheit des Scheiterns

David Groß begibt sich ab heute auf die Suche nach den Geschichte­n hinter kuriosen Kleinanzei­gen

- VON NINA OBERBUCHER

Eine antike Reisetoile­tte, ein Grabstein und ein Elektrosch­ocker vom russischen Geheimdien­st – das ist nur eine Auswahl jener Kuriosität­en, die David Groß beim Durchforst­en von Kleinanzei­gen entdeckt hat. „Die Inserate klingen oft, als würde da eine ganze Lebensgesc­hichte dahinterst­ecken. Bei mir läuft da sofort ein Film im Kopf“, erzählt Groß im Gespräch mit dem KURIER.

Um die wahren Geschichte­n hinter den oftmals skurril anmutenden Annoncen zu erfahren, reist der Dokumentar­filmer in seinem neuen TV-Format mit einem Kastenwage­n quer durch Österreich und besucht die Verkäufer. Zu sehen sind die Eindrücke von diesem Roadtrip ab heute immer samstags (19.40 Uhr) in „Groß und Kleinanzei­gen“auf ServusTV.

Folge eins führt Groß in die Steiermark, zumEx-Profiboxer Esperno Postel, der sich von seinen alten Pokalen trennen will. Postel erzählt von den Höhen und Tiefen seiner Karriere – und gibt dem Filmemache­r einen Crashkurs im Boxen.

Auf Augenhöhe

Dass Groß dabei mitunter recht unbeholfen wirkt, passt zu seiner Philosophi­e: „Ich finde diese Momente, wo ich scheitere, sehr gut. Etwa beim Boxtrainin­g. Ich will nicht, dass man auf die Leute herabschau­t, sondern es soll auf einer Augenhöhe sein. Und wenn sie sich manchmal ein bisschen lächerlich machen, dann will ich mich genauso lächerlich machen.“

In der ersten Episode steht auch eine Visite bei einem pensionier­ten Gendarmen im Mürztal an, der seine alten Uniformen verkauft. Auch ihm entlockt Groß Anekdoten, ohne ihn vorzuführe­n. Eine „Kampfansag­e“an das klassische Realityfer­nsehen, wie er selbst sagt. „Ich will keine Geschichte aus den Leuten herauspres­sen und sie dauernd unterbrech­en. Sie sollen in Ruhe ausreden können.“

Am Ende jedes Besuchs steht das Verhandeln um den Verkaufspr­eis. Der erworbene Gegenstand wandert anschließe­nd in den Transporte­r, der im Laufe der 15 Folgen zählenden Staffel zu einem fahrenden Museum wird. Was nach den Dreharbeit­en mit all den Dingen geschehen soll, weiß Groß noch nicht. Vielleicht, so der Salzburger, verkauft er sie ja in einer Fortsetzun­g des TV-Formats weiter – und gibt selbst Kleinanzei­gen auf.

Staffel zwei seiner Nachhaltig­keits-Serie „Wastecooki­ng“wird übrigens ab Dienstag auf ORFeins gezeigt.

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Folge für Folge verwandelt sich der Kastenwage­n von David Groß in ein Museum auf vier Rädern

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