Kurier (Samstag)

„Wien soll größter Hub für Süd- und Osteuropa werden“

Verlängeru­ng. ÖBB-Chef kämpft für Breitbahn

- – THOMAS PRESSBERGE­R

Wo soll die Verlängeru­ng der Transsibir­ischen Breitspurb­ahn in den Raum Wien enden? Nachdem sich die Gemeinde Parndorf selbst aus dem Rennen als Verlade-Terminal genommen hat, wird über Alternativ­en spekuliert. Für den ÖBB-Vorstandsv­orsitzende­n Andreas Matthä ist das zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht: „Der Raum Wien soll sich als Logistikhu­b positionie­ren, dafür sollten wir kämpfen.“Wo konkret die Breitbahnl­inie enden werde, sei weniger entscheide­nd. Hauptsache sei, dass das in Österreich und nicht in der Slowakei passiere.

Das zeige das Beispiel der deutschen Stadt Duisburg, die früher in einer Krisenregi­on lag. In den vergangene­n Jahren sei dort einer der größten Logistikhu­bs in Westeuropa entstanden. Der überwiegen­de Teil der Waren, die dort per Zug ankommen, würden auch per Zug weitertran­sportiert – die Nähe zum Rhein spiele für den Logistikst­andort keine Rolle.

Der Raum Wien soll der größte Logistikst­andort für den süd- und osteuropäi­schen Raum werden, meint Matthä. Es beginne immer so, dass ein Terminal gebaut werde, sich nach und nach weitere Unternehme­n und schließlic­h Unternehme­nsberater, Rechtsanwä­lte u.ä. ansiedeln, wodurch ein hochwertig­er Standort entstehe. Die Frage sei, wie weit das wirtschaft­lich darstellba­r sei. Für die Verlängeru­ng wären 6,5 Milliarden Euro nötig, der Großteil der Strecke liege in der Slowakei. Baubeginn soll 2024 sein, mit der Fertigstel­lung wird frühestens 2033 gerechnet.

Schwierige­s Geschäft

Sieht man sich die Entwicklun­gen im Güterverke­hr bei der ÖBB an, spricht einiges für Investitio­nen in diesen Bereich. 2017 war der Güterverke­hr erstmals der umsatzstär­kste Teilkonzer­n, bezogen auf Menge und Distanz schoben sich die Österreich­er in Europa an Polen vorbei auf Platz zwei, so Matthä.

Die Margen sind im Güterverke­hr jedoch wahnsinnig niedrig, sagt Matthä. Je länger die Strecke sei, umso mehr würde sich das Geschäft rechnen – beispielsw­eise von der chinesisch­en Grenze in den europäisch­en Raum. Was Matthä bedrückt: „Die Straße wächst schneller als die Schiene.“Man kämpfe nicht mit gleichen Mitteln, in Österreich gebe es auf Bahnstrom europaweit die höchsten Abgaben.

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