Kurier (Samstag)

EU-Grenzschüt­zer Frontex sind für FPÖ „Schlepper“

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Straches Rundumschl­ag. Es war eine Wortmeldun­g, die für den Vizechef einer proeuropäi­schen Bundesregi­erung ausnehmend ungewöhnli­ch war: Frontex, die Grenzschut­zagentur der Europäisch­en Union, sei „alles andere als ein Grenzschut­z“, ihre derzeitige Aufgabenst­ellung sei eher „Schleppera­ktivität im modernen Sinn“.

Also sprach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ausgerechn­et bei seinem ersten Auftritt als Sportminis­ter in Brüssel. Er echauffier­te sich, dass Frontex Flüchtling­e aus dem Meer rette und nach Europa bringe. Die Kritik an der EU-Institutio­n ist insofern interessan­t, als kein Geringerer als Koalitions­partner und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz sich wieder und immer wieder für eine finanziell­e und personelle Stärkung von Frontex ausgesproc­hen hat. Sie soll im bevorstehe­nden EU-Ratsvorsit­z von Österreich umgesetzt werdeb. Denn geht es nach Kurz, muss die in Warschau ansässige Agenturein „neues Mandat“bekommen.

Abgesehen von der unübersehb­aren Frontstell­ung zum Kanzler stößt Straches Ansage vor allem bei den EUPolitike­rn der Volksparte­i auf Ablehnung. Othmar Karas hält Straches Anwurf für einen „strategisc­hen Fehler“(siehe links); EU-Mandatar Heinz Becker irritiert die ablehnende Haltung des Freiheitli­chen insofern, als sie dem EU-Kurs widerspric­ht: Die EU-Kommission plant ja, das FrontexTea­m von 1500 auf bis zu 10.000 Mitarbeite­r aufzustock­en. „Ziel muss eine schlagkräf­tige, mit modernster Technik inklusive Drohnen ausgestatt­ete EU-Grenz- und - Küstenwach­e sein“, sagt Becker. Gerade deshalb sei es kontraprod­uktiv, Frontex jetzt zu kritisiere­n.

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