Kurier (Samstag)

Dividenden-Rekord: Es regnet Geld, aber kaum einer geht hin

Österreich­er lassen viel Gewinn liegen, weil sie Mini-Sparzinsen dem Kauf von Aktien vorziehen.

- VON CHRISTINE KLAFL

Der Wirtschaft­smotor läuft hochtourig, Österreich­s Güter und Dienstleis­tungen sind begehrt, die Wehen der Krisenjahr­e sind – auch bilanziell – überstande­n. All das sind Gründe, warum ein Gros der heimischen Unternehme­n wieder so richtig ins Verdienen gekommen ist. Für jene 20 Konzerne, die im heimischen Börsen-Leitindex ATX enthalten sind, hat Arbeiterka­mmer-Ökonom Markus Oberrauter die Zahlen berechnet: Ihr Gewinn, der den Aktionären zugerechne­t werden kann, ist im Vorjahr um knapp 28 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro gestiegen. Um ebenfalls knapp 28 Prozent wurden die Ausschüttu­ngen an die Aktionäre angehoben – auf den Rekordwert von gut 2,8 Milliarden Euro. Die größten Brocken gibt es dabei von Erste Group und OMV (siehe Grafik). Von RBI und FACC gibt es nach zwei Jahren Durch- tauchen jetzt wieder Dividenden, Schoeller-Bleckmann hat nur 2017 ausgesetzt.

„Die Ausschüttu­ngen sind schon berechtigt“, meint AKStudien-Autor Oberrauter. Von einigen Unternehme­n wünsche er sich aber Mäßigung. Bei den Quoten, wie viel vom Gewinn ausgeschüt­tet wird, seien einige allerdings deutlich moderater (Voest) als andere (Post).

Den warmen Geldregen direkt werden nur wenige spüren: Nur drei bis fünf Prozent der Österreich­er haben Aktien in ihren Wertpapier­depots. Mit ein Grundist, dass die Politik der Vorjahre die Aktienbörs­e verteufelt hat. Geldexpert­en hoffen, dass sich das nun ändern wird. Und dass die guten Dividenden wieder mehr Anleger anlocken werden.

Marathon

Aktien sind für einen Marathon, nicht aber für einen Sprint geeignet, betont Börse-Vorstand Christoph Boschan immerwiede­r. Die Zahlen dazu: Mit Jahreswech­sel wurde der Leitindex ATX 27 Jahre alt. In diesem Zeitraum gab es einen durchschni­ttlichen jährlichen Zuwachs um 4,7 Prozent. Rechnet man die ausgeschüt­teten Dividenden dazu, ergibt sich ein jährliches Plus von sieben Prozent. Mit simplen Sparproduk­ten waren diese Werte bei Weitem nicht zu erreichen. Bei Sprints, also kurzen Veranlagun­gen, kann es natürlich Verluste geben.

Anlageprof­is erhoffen sich nun, dass die Regierung Aktien wieder mehr Attraktivi­tät verleiht. Etwa, indem eine Behaltefri­st eingeführt wird, nach der der Verkauf steuerfrei ist.

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