Dividenden-Rekord: Es regnet Geld, aber kaum einer geht hin
Österreicher lassen viel Gewinn liegen, weil sie Mini-Sparzinsen dem Kauf von Aktien vorziehen.
Der Wirtschaftsmotor läuft hochtourig, Österreichs Güter und Dienstleistungen sind begehrt, die Wehen der Krisenjahre sind – auch bilanziell – überstanden. All das sind Gründe, warum ein Gros der heimischen Unternehmen wieder so richtig ins Verdienen gekommen ist. Für jene 20 Konzerne, die im heimischen Börsen-Leitindex ATX enthalten sind, hat Arbeiterkammer-Ökonom Markus Oberrauter die Zahlen berechnet: Ihr Gewinn, der den Aktionären zugerechnet werden kann, ist im Vorjahr um knapp 28 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro gestiegen. Um ebenfalls knapp 28 Prozent wurden die Ausschüttungen an die Aktionäre angehoben – auf den Rekordwert von gut 2,8 Milliarden Euro. Die größten Brocken gibt es dabei von Erste Group und OMV (siehe Grafik). Von RBI und FACC gibt es nach zwei Jahren Durch- tauchen jetzt wieder Dividenden, Schoeller-Bleckmann hat nur 2017 ausgesetzt.
„Die Ausschüttungen sind schon berechtigt“, meint AKStudien-Autor Oberrauter. Von einigen Unternehmen wünsche er sich aber Mäßigung. Bei den Quoten, wie viel vom Gewinn ausgeschüttet wird, seien einige allerdings deutlich moderater (Voest) als andere (Post).
Den warmen Geldregen direkt werden nur wenige spüren: Nur drei bis fünf Prozent der Österreicher haben Aktien in ihren Wertpapierdepots. Mit ein Grundist, dass die Politik der Vorjahre die Aktienbörse verteufelt hat. Geldexperten hoffen, dass sich das nun ändern wird. Und dass die guten Dividenden wieder mehr Anleger anlocken werden.
Marathon
Aktien sind für einen Marathon, nicht aber für einen Sprint geeignet, betont Börse-Vorstand Christoph Boschan immerwieder. Die Zahlen dazu: Mit Jahreswechsel wurde der Leitindex ATX 27 Jahre alt. In diesem Zeitraum gab es einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs um 4,7 Prozent. Rechnet man die ausgeschütteten Dividenden dazu, ergibt sich ein jährliches Plus von sieben Prozent. Mit simplen Sparprodukten waren diese Werte bei Weitem nicht zu erreichen. Bei Sprints, also kurzen Veranlagungen, kann es natürlich Verluste geben.
Anlageprofis erhoffen sich nun, dass die Regierung Aktien wieder mehr Attraktivität verleiht. Etwa, indem eine Behaltefrist eingeführt wird, nach der der Verkauf steuerfrei ist.