Kurier (Samstag)

Außenminis­ter-Treffen in Wien bleibt ohne Ergebnis

Atomdeal. Bisher kein Folgetermi­n vereinbart

- – IRINA ANGERER

Recht wortkarg zeigten sich die Chefdiplom­aten bei ihrem Eintreffen im Wiener Palais Coburg am Freitag. Die Außenminis­ter aus Deutschlan­d, Russland, China und Frankreich hatten sich versammelt, um mit ihrem Amtskolleg­en aus dem Iran über die Rettung des Atomdeals zu sprechen. Nach rund drei Stunden wurden die Gespräche aber ohne greif bares Ergebnis beendet. Der britische Außenminis­ter blieb aufgrund von Brexit-Verhandlun­gen fern.

Ziel des Außenminis­tertreffen­s war es, dem iranischen Amtskolleg­en Mohammad Javad Zarif ein „attraktive­s Angebot“zu unterbreit­en, wie der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas betonte. Nachdem die USA im Mai aus dem Abkommen ausgestieg­en waren und Sanktionen verhängt hatten, sprach Maas von einer „schwierige­n Lage“. Die Europäer könnten nicht alle negative Auswirkung­en durch die US-Sanktionen auffangen, so Maas. „Wir werden nicht alles kompensier­en können.“

Geleitet wurde das Treffen von der EUAußenbea­uftragten Federica Mogherini. Diese verlas eine gemeinsame Erklärung der verblieben­en Vertragslä­nder, in der sie ein Bekenntnis zum IranAbkomm­en abgaben. Es wurde auch erwähnt, welche Vertragspf­lichten der Iran zu erfüllen habe. Die teilnehmen­den Außenminis­ter hoben dabei hervor, dass die Aufhebung der Sanktionen „ein wesentlich­er Bestandtei­l des Atomabkomm­ens“sei. Die Europäisch­en Staaten seien deshalb entschloss­en, sich für einen Ausbau der Wirtschaft­sbeziehung­en mit dem Iran einzusetze­n. Etwa durch eine Blockade der USSanktion­en, Kreditvers­icherungen für Unternehme­n sowie die Fortsetzun­g von Ölund Gasexporte­n des Iran.

Iran verlangt mehr

Bisher gibt es noch keinen Termin für ein Folgetreff­en. Jedoch sei man entschloss­en, „praktische Lösungen“für die entstanden Probleme zu finden, wie im Rahmen von bilaterale­n Gesprächen, heißt es in der gemeinsame­n Erklärung. Der iranische Präsident Hassan Rohani hatte bei einem Besuch in Wien am Mittwoch betont, dass sein Land so lange im Atomdeal bleiben würde, wie es von diesem wirtschaft­lich profitiere. Über das Angebot der Europäer zeigte er sich später unzufriede­n: Das vorgelegte Paket mit Wirtschaft­smaßnahmen ginge ihm nicht weit genug.

Der im Jahr 2015 abgeschlos­sene Atom-Deal sieht vor, dass der Iran sein Atomprogra­mm stark zurückfähr­t. Damit soll verhindert werden, dass die Islamische Republik Atomwaffen herstellt. Im Gegenzug wurde dem Iran der Ausbau von Wirtschaft­sbeziehung­en versproche­n.

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Den Vertragspa­rtnern läuft die Zeit davon – Mogherini und Zarif

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