Kurier (Samstag)

Strafzölle fliegen tief Streit um die Bohne: Der Sieger heißt Brasilien

Agrarmarkt nach Trump.

- – ANDREAS ANZENBERGE­R

So hatten sich die Soja-Farmer in den USA die Handelspol­itik von US-Präsident Donald Trump wohl nicht vorgestell­t. Seit China als Vergeltung im Handelsstr­eit Zölle auf Agrarprodu­kte angekündig­t hat, ist der Sojapreis in den USA deutlich gesunken. Laut Insidern haben chinesisch­e Importeure bereits damit begonnen, Lieferunge­n aus den USA zu stornieren.

Auch der für seine Trumpfreun­dliche Berichters­tattung bekannte Sender FoxNews hat sich des Themas angenommen. US-Farmer beklagen Einkommens­verluste von deutlich mehr als 100.000 Dollar. Angesichts der Kursentwic­klung wird der Schaden wohl noch etwas mehr werden.

Futtermitt­el

Sojabohnen werden für die Gewinnung von Pflanzenöl und als Futtermitt­el vor allem für die Schweinezu­cht verwendet. Großproduz­enten sind Brasilien und die USA. Großimport­eure sind China und die EU.

Etwa 60 Prozent des USGesamtex­ports von Sojabohnen wurden im vergangene­n Jahr nach China verkauft. Der Wert dieser Menge beläuft sich laut Agrarzeitu­ng auf 14 Milliarden US-Dollar (11,9 Milliarden Euro). Das sind mehr als 10 Prozent aller Ausfuhren der USA nach China.

Die einzige Möglichkei­t der US-Sojafarmer, auf die Strafzölle zu reagieren, ist der Umstieg auf andere Feldfrücht­e, wie etwa Mais. Das wurde allerdings zu einem deutlich höheren Angebot an Mais und somit ebenfalls zu einem Preisverfa­ll führen.

China wird sich jedoch schwertun, überhaupt kein Soja mehr aus den USA zu im- portieren. Brasilien wird den zusätzlich­en Bedarf allein nicht decken können, profitiert aber bereits jetzt von der Handelspol­itik des US-Präsidente­n.

Während die Sojapreise an der Börse in Chicago sinken, können die Brasiliane­r nun wegen der steigenden Nachfrage mehr für ihr Soja verlangen. Die Erntemenge ist in Südamerika in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. China versucht, als Ersatz auch Soja aus der Ukraine zu importiere­n. Doch dort gibt es heuer keine gute Ernte.

Sündenböck­e

Der bekannte US-Ökonom Paul Krugman hat in der New York Times darüber spekuliert, wie Trump auf die massiven Probleme der amerikanis­chen Farmer reagieren wird. Der „wirtschaft­liche Fallout “des Handelskri­eges werde hässlich sein. Trump werde daher laut Krugman Sündenböck­e suchen, die er dann für die „große Sojabohnen-Verschwöru­ng“verantwort­lich machen wird.

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