Kurier (Samstag)

Wüste Spekulatio­n über Lösegelder

Mit parlamenta­rischen Anfragen soll Verschwöru­ngstheorie zu Jemen-Fall geklärt werden

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Die erfolgreic­he Befreiung des Österreich­ers Dominik N. und zweier Finnen aus der Geiselhaft bei jemenitisc­hen Kidnapper-Clans liegt zwar schon fünf Jahre zurück, doch jetzt bekommt der Fall eine eigenartig­e Dynamik.

Der SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete Johannes Jarolim hat nämlich dazu parlamenta­rische Anfragen an den Innenminis­ter und an den Justizmini­ster eingebrach­t. Und diese Anfragen sind brisant. Denn bei dieser Geiselbefr­eiung in der Wüste Jemens soll – wie schon im Fall der Sahara-Geiseln in Mali – Lösegeld in Millionen-Höhe bezahlt worden sein. Im Jemen soll österreich­isches Lösegeld veruntreut worden sein.

Dieser Vorwurf wird schon in jenem 40 Seiten starken Konvolut anonymer Anzeigen erhoben, das die umstritten­en Ermittlung­en rund um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­s (BVT) auslöste.

Starker Tobak

Jarolim nimmt nun diese absurd klingenden Behauptung­en zum Anlass, von beiden Ministerie­n Aufklärung zu verlangen. Die Verschwöru­ngstheorie geht nämlich so: Der frühere BVT-Vizedirekt­or Wolfgang Z. soll mit seiner Assistenti­n fünf Millionen Euro von der Nationalba­nk zur Geiselbefr­eiung abgeholt haben, aber nur drei Millionen Euro soll ein hochrangig­er Offizier des Heeresnach­richtendie­nstes dem omanischen Auslandsge­heimdienst zwecks Geiselbefr­eiung übergeben haben.

Die Differenz soll zuvor abgezweigt worden sein. Die Summe soll unter zwei oder drei involviert­en Personen aufgeteilt worden sein, behaupten die anonymen Verschwöru­ngstheoret­iker. Bezichtigt werden dabei ExBVT-Vizedirekt­or Wolfgang Z. und sein guter Freund Michael K., einst mächtigste­r Mann im Kabinett des Innenminis­teriums.

„Aufgrund ihrer Pflicht zur Amtsversch­wiegenheit dürfen meine Mandanten keine Stellungna­hme abgeben“, sagt Richard Soyer, Strafverte­idiger von Michael K. von Wolfgang Z. zum KURIER. Medienanwa­lt Peter Zöchbauer fügt für Michael K. noch dazu: „Er war in den Jemen-Vorgang überhaupt nicht eingebunde­n, der Vorwurf der Veruntreuu­ng ist völlig an den Haaren herbeigezo­gen und wird auf das Allerstrik­terste zurückgewi­esen.“

„Infame Unterstell­ung“

Im Ermittlung­sverfahren rund um das BVT spielt der „Themenkomp­lex Lösegelder“bisher nur am Rande eine Rolle. Am Tag der Razzia wurde aber der frühere BVT-Vizedirekt­or Wolfgang Z. dazu von der Korruption­sstaatsanw­altschaft befragt.

„Diese Vorwürfe sind infam. Im Fall des Dominik N. war das BVT in die operative Abwicklung überhaupt nicht involviert“, gab Wolfgang Z. zu Protokoll. „Tatsächlic­h war das Heeresnach­richtenamt Hauptakteu­r und hat die Kontakte zum Oman hergestell­t. Die omanische Regierung hat die Geiselbefr­eiung dann in Eigenveran­twortung abgewickel­t, österreich­ische Behörden waren nicht involviert. Von einer Lösegeldza­hlung weiß ich nichts.“In diesem Zusammenha­ng sei er auch nicht mit der Assistenti­n bei der Nationalba­nk gewesen. „Zu Lösegeldza­hlungen will ich eigentlich nichts mehr sagen“, sagte Wolfgang Z. zum Oberstaats­anwalt. „Ich möchte nur festhalten, dass ich mich nie persönlich bereichert habe. Die Unterstell­ungen in diesem Pamphlet halte ich für eine Sauerei, denn sie erschweren den persönlich­en Einsatz und das Engagement aller Beteiligte­r in zukünftige­n Entführung­sfällen.“

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Albert Linser hat Detlef (oben) und Erich in seinem Tierpark in Bichlbach in Tirol aufgenomme­n
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SPÖ-Mandatar Johannes Jarolim fordert volle Aufklärung

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