Figaro heiratete diesmal gewitterbedingt in der Sporthalle von Kittsee
Kritik. Basketballkörbe an den Seitenwänden, Turnerringe, die von der Decke hängen – nein, kein Regieeinfall eines findigen Theatermachers, sondern Schicksal einer Freiluftaufführung. Heftiger Gewitterregen machte die Premiere von Mozarts „Hochzeit des Figaro“im Hof von Schloss Kittsee unmöglich. Man übersiedelte in die Mehrzweckhalle.
Das störte nicht, denn Intendant Christian Buchmann hatte in Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns einen idealen Vermittler mit Gespür für echtes Sommer-Musiktheater gefunden. Man spielte in historischen Kostümen und ließ Dapontes Lib- retto von einem Erzähler (Johannes Glück), der einen Marillenbauern aus der Region darstellte, mithilfe von Obst und Gemüse erklären. Das hatte Witz und Charme. Florian Staneks Text unterhielt mit Anspielungen auf aktuelle Debatten wie Metoo. Dass man etwas zu oft auf aus den Klatschspalten bekannte Premierengäste einging, nervte.
Sängerfreude
Dafür entschädigten die jungen Sänger der Premierenbesetzung. Allen voran Nathalie Peña Comas als innige Gräfin. Ihr „Dove son“war die reinste Freude. Slaven Abazovic war ihr ein idealer Graf. Celia Sotomayer mach- te aus der Susanna eine echte Ulknudel. Ivan Zinoviev gab den Figaro mit Ausdruck. Ghazal Kazemi überzeugte als Cherubino stimmlich. Marco Ascani (Basilio, Don Curzio) fiel mit Spielfreude auf. Veronika Dünser (Marcellina), Leah Manning (Barbarina) und Gregor Einspieler (Bartolo, Antonio) komplettierten das Ensemble.
Dirigent Joji Hattori, der das Festivalorchester mit dem Rücken zur Bühne in einer Nische über dem Saal dirigierte, leistete Schwerstarbeit bei der Koordination zwischen Sängern und Musikern. Und das mit Erfolg.