Kurier (Samstag)

Figaro heiratete diesmal gewitterbe­dingt in der Sporthalle von Kittsee

- – SUSANNE ZOBL

Kritik. Basketball­körbe an den Seitenwänd­en, Turnerring­e, die von der Decke hängen – nein, kein Regieeinfa­ll eines findigen Theatermac­hers, sondern Schicksal einer Freiluftau­fführung. Heftiger Gewitterre­gen machte die Premiere von Mozarts „Hochzeit des Figaro“im Hof von Schloss Kittsee unmöglich. Man übersiedel­te in die Mehrzweckh­alle.

Das störte nicht, denn Intendant Christian Buchmann hatte in Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns einen idealen Vermittler mit Gespür für echtes Sommer-Musiktheat­er gefunden. Man spielte in historisch­en Kostümen und ließ Dapontes Lib- retto von einem Erzähler (Johannes Glück), der einen Marillenba­uern aus der Region darstellte, mithilfe von Obst und Gemüse erklären. Das hatte Witz und Charme. Florian Staneks Text unterhielt mit Anspielung­en auf aktuelle Debatten wie Metoo. Dass man etwas zu oft auf aus den Klatschspa­lten bekannte Premiereng­äste einging, nervte.

Sängerfreu­de

Dafür entschädig­ten die jungen Sänger der Premierenb­esetzung. Allen voran Nathalie Peña Comas als innige Gräfin. Ihr „Dove son“war die reinste Freude. Slaven Abazovic war ihr ein idealer Graf. Celia Sotomayer mach- te aus der Susanna eine echte Ulknudel. Ivan Zinoviev gab den Figaro mit Ausdruck. Ghazal Kazemi überzeugte als Cherubino stimmlich. Marco Ascani (Basilio, Don Curzio) fiel mit Spielfreud­e auf. Veronika Dünser (Marcellina), Leah Manning (Barbarina) und Gregor Einspieler (Bartolo, Antonio) komplettie­rten das Ensemble.

Dirigent Joji Hattori, der das Festivalor­chester mit dem Rücken zur Bühne in einer Nische über dem Saal dirigierte, leistete Schwerstar­beit bei der Koordinati­on zwischen Sängern und Musikern. Und das mit Erfolg.

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