Kurier (Samstag)

Niessl-Erbe Doskozilse­tzt weiter auf Rot-Blau

Hans Niessl übergibt heute den Parteivors­itz an Hans Peter Doskozil und sagt, wann er auch als Landeshaup­tmann geht.

- VON THOMAS OROVITS

Das mahnende Beispiel seines Wiener Freundes Michael Häupl vor Augen, wollte sich Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl bei der Kür seines Nachfolger­s die Regie bis zum letzten Akt keinesfall­s aus der Hand nehmen lassen. Zu Beginn des Jahres 2019 werde es ein Gespräch geben, bei dem er und sein designiert­er Nachfolger Hans Peter Doskozil „die Vorgangswe­ise festlegen“, hatte Niessl noch vor drei Monaten via KURIER verkündet.

Jetzt will der 67-jährige Niessl doch schon beim heutigen SPÖ-Landespart­eitag im südburgenl­ändischen Oberwart, wo er Doskozil vor rund 1800 Delegierte­n und Gästen die Partei übergibt, verkünden, wann er für seinen Ex-Büroleiter auch den Sessel des Landeshaup­tmannes räumt. Alle Zeichen deuten aufs erste Quartal 2019.

Halb beugt sich Niessl mit dieser vorgezogen­en Festlegung dem immer stärker gewordenen Druck aus den eigenen Reihen, die endlich klare Verhältnis­se an allen Fronten wünschen. Halb fällt dem seit Ende 2000 amtierende­n Niessl der Abschied von der Macht wohl leichter, seit er eine neue, auf Privatheit erpichte Frau an seiner Seite hat.

Kein Kurswechse­l

Der 48-jährige Ex-Verteidigu­ngsministe­r, seit Dezember 2017 Finanzland­esrat in der rot-blauen Landesregi­erung, will zwar personell und organisato­risch einiges umkrempeln; ideologisc­h ist von Doskozil jedoch kein Vatermord an seinem Mentor zu erwarten.

Die burgenländ­ische SPÖ steht spätestens seit den Tagen des legendären Theodor Kery am rechten Flügel der Sozialdemo­kratie. Und wenn es um das rote Credo geht, folgt Sicherheit auch bei Doskozil der Beschäftig­ung auf dem Fuß. Den aus Wien anreisende­n Bundespart­eichef Christian Kern (siehe Interview Seite 3) wird deshalb auch nicht wundern, dass „Dosko“, wie er landauf, landab genannt wird, auch den von Niessl kultiviert­en eigenständ­igen Kurs gegenüber der SPÖ-Bundespart­ei fortzusetz­en gedenkt. An dieser CSUAttitüd­e der pannonisch­en Roten ist schon Kerns Vorgänger Werner Faymann verzweifel­t.

Er sei überzeugt, hat Doskozil einmal deponiert, dass die Sozialdemo­kratie ein Sprachrohr innerhalb der Partei brauche, das einen „pragmatisc­hen Ansatz abdeckt“. Ganz pragmatisc­h wurde 2015 im Eilzugstem­po eine Koalition mit den Blauen paktiert. Der damalige Landespoli­zeichef Doskozil stellte mit FPÖ-Frontmann Hans Tschürtz dafür die Weichen.

Ab heute kann man verfolgen, ob er Niessls Fußstapfen ausfüllt. Der Altvordere kam bei seinem ersten Antreten als SPÖ-Chef im Jahr 2000 auf 100 Prozent. Ort des damaligen Parteitags? Oberwart.

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Mentor übergibt an Wunschnach­folger: Hans Niessl macht am Samstag Platz für Hans Peter Doskozil an der SPÖ-Spitze und bald auch im Land

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