Enge Räume, hohe Preise, kluge Töne
Der Fußballabend gegen die Schweden war ein gelungener. Mit kleinen Schönheitsfehlern
Die Sommerpause ist auch für das Nationalteam vorbei, ein erster Test gewonnen. 2:0 – wenn auch gegen eine schwedische B-Elf, deren internationale Klasse angezweifelt werden durfte an diesem lauen Spätsommerabend. Vor allem dem Teamchef, der seine Bilanz weiter verbesserte, kann’s egal sein. Sechs Siege in sieben Partien können sich sehen lassen. Doch es gibt auch Raum für Verbesserungen im und rund ums Team. Kompaktheit Für ein Nationalteam, das nur ein paar Mal im Jahr zusammentrifft und dabei wenige Trainingseinheiten absolvieren kann, gibt das ÖFB-Team ein außergewöhnlich rundes Bild ab. Unabhängig von der Stärke des Gegners wird offensichtlich, dass miteinander und im richtigen Timing attackiert wird und Räume eng gemacht werden. Auch das Umschalten – vor allem in die Defensive – geschieht wie aus einem Guss. Das wirkt sich positiv aus. „Wir haben so gut wie nichts zugelassen“, meinte Martin Hinteregger und hatte damit recht. Eitelkeiten sind nicht erkennbar. Ticketpreise Franco Foda wirkte frustriert angesichts des spärlichen Besuchs: 11.100 waren gekommen. „Enttäuschend, die Mannschaft hätte viel mehr verdient. Wenn man erfolgreich sein will, dann müssen Publikum und Mannschaft miteinander funktionieren“, sagte Foda. Doch hat der Teamchef vor seiner Kritik auch die Preise des ÖFB überprüft? Will ein Vater mit seinem 15-jährigen Sohn das Spiel besuchen und dabei auch noch Hunger und Durst stillen, sind 100 Euro schnell weg. 48 Euro Vollpreis auf der Längsseite, 40 Euro für Jugendliche und 16 Euro für Kinder bis 14 Jahre verlangte der ÖFB für den Eintritt zum Freundschaftsspiel.
Dazu kommt das kleinkarierte Denken von Rapidlern, die nicht nach Favoriten wollen und umgekehrt. Die späte Beginnzeit von 20.45 Uhr in der ersten Schulwoche tat ihr Übriges dazu. Kapitänsfrage Oft wird die Relevanz dieser Rolle infrage gestellt. Diesmal hat Franco Foda aber ein cleveres Händchen bewiesen: Nachdem der Teamchef David Alaba bei seinem Amtsantritt erst von der Rolle am linken Flügel überzeugen musste, warf er dem Bayern-Star diesmal ein Zuckerl zu. Mit der Schleife am Arm blühte der Bayern-Star in der Arena seines Stammvereins auf. Überhaupt scheint der 26-Jährige seine kleine Sinnkrise überwunden zu haben, die nach der verpatzten EURO 2016 aufgetreten ist. Die aktuelle Form ist vielversprechend.
Offensivspiel Nicht schlecht, aber durchaus verbesserungswürdig war das Spiel mit Ball lange Zeit am Donnerstag. Das bestätigte auch Foda nach der Partie: „Der Spielauf bau war zu langsam, wir haben uns nicht gut zwischen den Linien bewegt.“Unter dem 52-Jäh- rigen gelingt es jetzt auch, im Laufe einer Partie zu adaptieren. „Wir haben den Spielern in der Pause zwei, drei Sequenzen per Video gezeigt, danach haben wir es besser gemacht.“In der Tat kam Österreich nach dem Seitenwechsel zu mehr Chancen, trotz der vielen personellen Wechsel, die das Spiel für gewöhnlich nicht verfeinern. Selbsteinschätzung Selbst nach einem gelungenen Abend war von Österreichs Spielern durch die Bank Selbstkritisches zu hören. „Wir müssen noch einen Zahn zulegen, um unseren Ansprüchen in der Nations League gerecht zu werden“, meinte Sebastian Prödl. Und alle sind froh, dass am Dienstag in BosnienHerzegowina endlich wieder ein Pflichtspiel auf dem Programm steht. Da müsse man „eine Schippe drauflegen“, meinten mehrere Legionäre, die unüberhörbar seit Jahren in Deutschland ihr Geld verdienen. Es darf auch ein „Schäuflein“sein.