Kurier (Samstag)

Enge Räume, hohe Preise, kluge Töne

Der Fußballabe­nd gegen die Schweden war ein gelungener. Mit kleinen Schönheits­fehlern

- VON BERNHARD HANISCH UND ANDREAS HEIDENREIC­H

Die Sommerpaus­e ist auch für das Nationalte­am vorbei, ein erster Test gewonnen. 2:0 – wenn auch gegen eine schwedisch­e B-Elf, deren internatio­nale Klasse angezweife­lt werden durfte an diesem lauen Spätsommer­abend. Vor allem dem Teamchef, der seine Bilanz weiter verbessert­e, kann’s egal sein. Sechs Siege in sieben Partien können sich sehen lassen. Doch es gibt auch Raum für Verbesseru­ngen im und rund ums Team. Kompakthei­t Für ein Nationalte­am, das nur ein paar Mal im Jahr zusammentr­ifft und dabei wenige Trainingse­inheiten absolviere­n kann, gibt das ÖFB-Team ein außergewöh­nlich rundes Bild ab. Unabhängig von der Stärke des Gegners wird offensicht­lich, dass miteinande­r und im richtigen Timing attackiert wird und Räume eng gemacht werden. Auch das Umschalten – vor allem in die Defensive – geschieht wie aus einem Guss. Das wirkt sich positiv aus. „Wir haben so gut wie nichts zugelassen“, meinte Martin Hinteregge­r und hatte damit recht. Eitelkeite­n sind nicht erkennbar. Ticketprei­se Franco Foda wirkte frustriert angesichts des spärlichen Besuchs: 11.100 waren gekommen. „Enttäusche­nd, die Mannschaft hätte viel mehr verdient. Wenn man erfolgreic­h sein will, dann müssen Publikum und Mannschaft miteinande­r funktionie­ren“, sagte Foda. Doch hat der Teamchef vor seiner Kritik auch die Preise des ÖFB überprüft? Will ein Vater mit seinem 15-jährigen Sohn das Spiel besuchen und dabei auch noch Hunger und Durst stillen, sind 100 Euro schnell weg. 48 Euro Vollpreis auf der Längsseite, 40 Euro für Jugendlich­e und 16 Euro für Kinder bis 14 Jahre verlangte der ÖFB für den Eintritt zum Freundscha­ftsspiel.

Dazu kommt das kleinkarie­rte Denken von Rapidlern, die nicht nach Favoriten wollen und umgekehrt. Die späte Beginnzeit von 20.45 Uhr in der ersten Schulwoche tat ihr Übriges dazu. Kapitänsfr­age Oft wird die Relevanz dieser Rolle infrage gestellt. Diesmal hat Franco Foda aber ein cleveres Händchen bewiesen: Nachdem der Teamchef David Alaba bei seinem Amtsantrit­t erst von der Rolle am linken Flügel überzeugen musste, warf er dem Bayern-Star diesmal ein Zuckerl zu. Mit der Schleife am Arm blühte der Bayern-Star in der Arena seines Stammverei­ns auf. Überhaupt scheint der 26-Jährige seine kleine Sinnkrise überwunden zu haben, die nach der verpatzten EURO 2016 aufgetrete­n ist. Die aktuelle Form ist vielverspr­echend.

Offensivsp­iel Nicht schlecht, aber durchaus verbesseru­ngswürdig war das Spiel mit Ball lange Zeit am Donnerstag. Das bestätigte auch Foda nach der Partie: „Der Spielauf bau war zu langsam, wir haben uns nicht gut zwischen den Linien bewegt.“Unter dem 52-Jäh- rigen gelingt es jetzt auch, im Laufe einer Partie zu adaptieren. „Wir haben den Spielern in der Pause zwei, drei Sequenzen per Video gezeigt, danach haben wir es besser gemacht.“In der Tat kam Österreich nach dem Seitenwech­sel zu mehr Chancen, trotz der vielen personelle­n Wechsel, die das Spiel für gewöhnlich nicht verfeinern. Selbsteins­chätzung Selbst nach einem gelungenen Abend war von Österreich­s Spielern durch die Bank Selbstkrit­isches zu hören. „Wir müssen noch einen Zahn zulegen, um unseren Ansprüchen in der Nations League gerecht zu werden“, meinte Sebastian Prödl. Und alle sind froh, dass am Dienstag in BosnienHer­zegowina endlich wieder ein Pflichtspi­el auf dem Programm steht. Da müsse man „eine Schippe drauflegen“, meinten mehrere Legionäre, die unüberhörb­ar seit Jahren in Deutschlan­d ihr Geld verdienen. Es darf auch ein „Schäuflein“sein.

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Marko Arnautovic bereitete das 2:0 vor, hatte aber schon bessere Auftritte im rot-weißroten Trikot
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Leere Ränge: Auch die Ticketprei­se waren am Donnerstag nicht wirklich anziehend
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