Kurier (Samstag)

Co-Working erobert Wien

Internatio­nale Co-Working-Anbieter drängen derzeit in die österreich­ische Hauptstadt. Bis Frühjahr 2019 könnten auf diese Art rund 80.000 Quadratmet­er flexible Bürofläche­n entstehen.

- VON BARBARA NOTHEGGER

„Willkommen zu Hause, oops, wir meinten willkommen in der Arbeit“, prangt am Eingang der Büros des Co-Working-Anbieters „Spaces“. Der Schriftzug sagt in ein paar Worten, wofür das niederländ­ische Unternehme­n steht: entspannte, hippe Atmosphäre und unkonventi­onelle Büros, die flexibel nutzbar sind. Seit Juni hat Spaces, eine Tochterges­ellschaft des Business-CenterAnbi­eters Regus, einen Standort in Wien. Im Orbi-Tower im Bezirk Landstraße bietet es 89 Büros mit 521 Arbeitsplä­tzen und fünf Konferenzr­äumen an. Und kommenden Februar soll bereits der zweite Standort am Hauptbahnh­of eröffnet werden. Spaces ist nur einer von mehreren global agierenden Co-WorkingAnb­ietern, die derzeit den Wiener Büromarkt aufmischen. Im ersten Halbjahr betrugen die Vermietung­en von flexiblen Bürofläche­n knapp 15.000 Quadratmet­er, so eine aktuelle Untersuchu­ng des Immobilien­dienstleis­ters CBRE. Bis Frühjahr 2019 könnte der Gesamtbest­and sogar auf 80.000 Quadratmet­er anwachsen – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. „In Österreich ist der Trend zu flexiblen Bürofläche­n aber erst amAnfang“, sagt Martin Pongratz von CBRE Österreich.

In Europa liegt der Anteil von Unternehme­n, die teilweise oder sogar zu einem beträchtli­chen Teil flexible und serviciert­e Bürofläche­n mieten, bei rund 30 Prozent. In den kommenden drei Jahren dürfte dieser Anteil auf 45 Prozent ansteigen. Ein Treiber dieser Entwicklun­g sind etablierte Unternehme­n, die neben Start-ups und Einpersone­n-Unternehme­n zum Kundenkrei­s zählen. „Manche Unternehme­n lösen ganz bewusst bestimmte Projekttea­ms aus den üblichen Konzernstr­ukturen heraus und mieten für die Leute Flächen in Co-Working-Büros an“, sagt Pongratz. Gerade wenn es um die Entwicklun­g von Innovation­en geht, sollen Mitarbeite­r in einer inspiriere­nden Umgebung arbeiten können und neue Kontakte mit anderen Start-ups knüpfen. Pongratz: „Man verschafft den Projekttea­ms damit einen Tapetenwec­hsel und ein kreatives Arbeitsumf­eld.“Viele Konzerne sind außerdem dazu übergegang­en, ihren Mitarbeite­rn keine fixen Arbeitsplä­tze mehr zuzuordnen. „Activity based working“heißt dieser Trend. Im Unternehme­nsbüro gibt es dann verschiede­ne Bereiche, wie Ruhezonen oder Kommunikat­ionsbereic­he, die je nach Bedarf von den Mitarbeite­rn flexibel genutzt werden können. Wenn aber zuwenig Plätze vorhanden sind, werden ebenfalls kurzfristi­g Co-Working-Flächen angemietet.

Die Co-Working-Anbieter nehmen den klassische­n Unternehme­n dabei fast alles ab: Sie stellen nicht nur die Schreibtis­che und Konferenzr­äume zur Verfügung, sondern sorgen auch für Verpflegun­g, Reinigung, Concierge-Service oder ein Abendprogr­amm für die Mitarbeite­r. Freilich sind die neuen, hippen Arbeitsplä­tze nicht gerade billig: In Österreich betragen die monatliche­n Kosten zwischen 150 und 400 Euro pro Büroplatz, je nach Lage und Ausstattun­g. Im Spätherbst eröffnet jedenfalls der italienisc­he Anbieter „Talent Garden“ein Büro im ehemaligen A1-Gebäude in der Liechtenst­einstraße. Und auch „Wework“, der mit 400 Standorten in 28 Ländern weltweit größte Marktteiln­ehmer, sucht nach einer geeigneten Location in Wien. Ohnehin expandiert Wework rasant: Derzeit fasst das Unternehme­n China ins Auge und will bis Ende 2018 in neuen Städten mit mit Co-Working-Standorten aktiv sein. In das Wachstum investiert Wework 500 Millionen Dollar. In Wien sind die bevorzugte­n Lagen die Innenstadt, sowie die Bezirke Landstraße, Favoriten, Alsergrund und Neubau.

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Bürofläche des Co-Working-Anbieters „Spaces“

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