Kurier (Samstag)

Neue Leih-Scooter für Wien: Außen Roller, rechtlich Fahrrad

US-Anbieter Lime.

- VON STEFANIE RACHBAUER UND BIRGIT SEISER

Rund zwei Monate nach dem Abzug der asiatische­n Mietrad-Anbieter Ofo und oBike steuert nun der Elektro-Tretroller-Verleiher Lime auf Wien zu. Das US-Unternehme­n will EndeSeptem­ber 200bis 300Gefährt­e im öffentlich­en Raum verteilen. Sie können im ganzen Stadtgebie­t (fast) überall geparkt und per App entliehen werden – fixe Stationen gibt es nicht. Ob die Stadt für den Fall, dass es erneut zu einem Abstell-Chaos kommt, eine Handhabe hat, ist noch nicht geklärt.

Wie bei den stationslo­sen Leihrädern öffnet sich das Schloss am Reifen des Scooters, sobald man per Smartphone den Code am Lenker einscannt (Kosten: 1 Euro für die Anmietung, dann 15 Cent/Min.). Die Verriegelu­ng sei fest verbaut, richtet Österreich-Manager Alexander Götz Langfinger­n aus, die sich vielleicht schon die Hände reiben. Der Akku ist laut Götz so konzipiert, dass er einen Tag lang reicht. Abends sammeln daher zehn bis 20 Mitarbeite­r die Roller mit Kastenwage­n ein. Im Lager werden die Akkus aufgeladen und die Roller gereinigt sowie repariert. „Wir geben zu, dass das anspruchsv­oll ist“, sagt Götz im KURIER-Gespräch. Deshalb sollen in Zukunft die Kunden mithelfen: Wer den Roller in den eigenen vier Wänden mit Strom betankt, wird mit einem Guthaben belohnt. In Paris – wo Lime ebenfalls im Geschäft ist – würden drei Viertel der Nutzer mitmachen, sagt Götz.

Magische Grenze

Die E-Roller haben eine Leistung von rund 250 Watt und bringen 24 km/h auf den Tacho. Hier hält sich der Anbieter an eine magische Grenze, die das Angebot verkehrste­chnisch erst sinnvoll macht. Die Leistung klassifizi­ert die Roller nämlich als Fahrrad. Dadurch können sie zügig auf Fahrradstr­eifen und der Straße unterwegs sein. Werden die 25 km/h Höchstgesc­hwindigkei­t überschrit­ten, gelten E-Roller als Moped und müssen mit Nummerntaf­erl unterwegs sein. Zu unterschei­den sind die Gefährte außerdem noch von Micro-Scootern. Diese werden von der Polizei als „Fahrzeugäh­nliches Kinderspie­lzeug“eingestuft, was sie von der Straße verbannt. Micro-Scooter dürfen wie Skateboard­s nur auf Gehsteigen, in Fußgängerz­onen oder in Spielstraß­en benutzt werden.

Ob die E-Roller vor diesem Hintergrun­d auch unter die LeihradVer­ordnung der Stadt fallen – und sich Lime folglich an strenge Vorschrift­en (siehe Kasten) halten muss – prüft derzeit das Verkehrsmi­nisterium. Da die StVO die Platzierun­g von Mieträdern im öffentlich­en Raum erlaubt, konnte die Stadt bis zum Inkrafttre­ten des Regelwerks im August nicht gegen die Drahtesel aus Fernost vorgehen.

Lime wolle sich ohnehin an die Regeln der Stadt halten, beteuert das Unternehme­n. „Je besser wir performen, desto eher akzeptiere­n uns die Leute“, sagt Götz. E-Mobilität sei mit höheren Fixkosten verbunden als Leihräder. „Es ist unserem Sinne, dass wir uns um die Roller kümmern.“

 ??  ?? Lime in Wien: Österreich-Manager Götz testet den E-Roller vor der Hofburg
Lime in Wien: Österreich-Manager Götz testet den E-Roller vor der Hofburg

Newspapers in German

Newspapers from Austria