Kurier (Samstag)

Filmromanz­e als Musical

Kritik.

- – SCHOKI

Premiere. Im Ronacher hatte „Bodyguard“Premiere - im Original mit Whitney Houston und Kevin Costner.

Als „existenzie­lle Sinnsuche“inszeniert­e Regisseur Ivo Van Hove das David-Bowie-Musical „Lazarus“, als es Ende 2015 in New York Uraufführu­ng hatte. Er machte aus dem Stoff, den David Bowie mit dem Dramatiker Enda Walsh rund um 17 seiner Songs geschriebe­n hatte, ein nachhaltig beeindruck­endes Stück über zerrüttete Seelen, die sich zwischen zerbrochen­er Liebe und zerplatzen Träumen an Trugbilder der Hoffnung klammern.

In der Produktion des Landesthea­ters Linz, die Donnerstag Premiere hatte, blieb davon nicht viel übrig. Johannes von Matuschka visualisie­rt die Story, die eine Fortsetzun­g des mit David Bowie verfilmtem Romans „The Man Who Fell To Earth“ist, in einem Leichensch­auhaus. Dort wacht das Alien Thomas Jerome Newton auf, sehnt sich nach seiner großen Liebe Mary-Lou und betäubt den Schmerz darüber, dass er weder sterben noch zurück auf seinen Heimatplan­eten kann, mit Gin.

Bis ein Mädchen auftaucht, das ihm helfen will.

Matuschka füllt die Lücken, die das Original-Skript von „Lazarus“im Storytelli­ng gelassen hat, mit eigenen Visionen, die Träume Newtons sein sollen. Zwischen BowieSongs wie „Lazarus“oder „Changes“gibt es viel atmosphäri­sche Musik und längere Spielszene­n ohne Dialoge. Aber das schmälert die Kraft, die die Ansammlung der Schlaglich­ter auf die Sinnsuche in der Original-Produktion hatte. Es verwirrt – genauso wie die Tatsache, dass Matuschka zwei Charaktere von einem Darsteller spielen lässt.

Geschniege­lt

Newton wird in Linz von Riccardo Greco gespielt und schön gesungen. Musicalmäß­ig schön. Grecos Stimme ist genauso geschniege­lt und glatt wie seine Frisur. Die Nöte des Mannes, der innerlich zerbricht, dessen entrückte Distanz, kann er mit seiner blutleeren Darstellun­g nicht spürbar machen.

Da hilft es auch nicht, dass Matuschka ihn häufig schreien und manisch mathematis­che Formeln in die Luft schreiben lässt.

Ein wenig charismati­scher als Sängerinne­n sind da schon Hanna Kastner in der Rolle des rettenden Mädchens und Ariana SchirasiFa­di, die Newtons Assistenti­n Elly spielt. Aber auch sie können nicht ausgleiche­n, dass die Bowie-Songs von der Band (unter der musikalisc­hen Leitung von Christophe­r Mundy) ohne jede Raffinesse, ohne Feuer und oft auch zu frei interpreti­ert wiedergege­ben werden.

Es gibt einiges zu sehen und zu hören bei der Linzer „Lazarus“-Produktion. Aber wenig macht Sinn und kaum etwas berührt. Am ehesten tun Letzteres noch BowieHits wie „Life On Mars?“oder „All The Young Dudes“. Aber das liegt an ihrer Qualität, nicht an der Interpreta­tion.

Was übrig bleibt, ist der Eindruck der düster-grauen Bühnendeko. Und die Erinnerung an ein paar interessan­te, vom Ars Electronic­a Futurelab gestaltete visuelle Effekte, die das Ganze zusammensc­hweißen sollen – aber nicht können.

 ??  ?? 16 Hits in zwei Stunden: In Wien kam am Donnerstag das Musical „Bodyguard“zum gleichnami­gen Film mit Whitney Houston zur Premiere
16 Hits in zwei Stunden: In Wien kam am Donnerstag das Musical „Bodyguard“zum gleichnami­gen Film mit Whitney Houston zur Premiere
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Riccardo Greco spielt wenig überzeugen­d das Alien Newton

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