Kurier (Samstag)

Mindestsic­herung: FPÖ will Inländer noch besser stellen

Türkis-Blau. Kommende Woche wird verhandelt

- – IDA METZGER

Angekündig­t ist sie schon lange. Bei der ersten Regierungs­klausur im Jänner wurden bereits erste Details der „Mindestsic­herung neu“von Türkis-Blau vorgestell­t.

Bei der zweiten Klausur Ende Mai einigte man sich auf einen konkreten Plan, der für heftige Kritik sorgte: Vorgesehen sind künftig 863,04 Euro Mindestsic­herung. Zudem werden Großfamili­en niedrigere Bezüge lukrieren und für Ausländer wird es überhaupt schwierige­r, die volle Mindestsic­herung zu erhalten.

Jetzt, fast zehn Monate nach der ersten Ankündigun­g, soll der Sack für die „Mindestsic­herung neu“endlich zugemacht werden.

Im Fokus steht die österreich­weite Vereinheit­lichung der Mindestsic­herung. In den kommenden Tagen werden die Regierungs­koordinato­ren Gernot Blümel (ÖVP) und Norbert Hofer (FPÖ) mit Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) die letzten Details ausverhand­eln. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache soll dabei sein.

Heikles Terrain

Der wichtigste Prüfstein wird sein, ob die Änderungen auch vor dem Verfassung­sgerichtsh­of halten. Denn die Regierung plant eine versteckte Besserstel­lung der Österreich­er gegenüber den Asylberech­tigten. Die Crux an der Sache: Eine Schlechter­stellung würde gegen den Gleichheit­sgrundsatz verstoßen – also heikles juristisch­es Terrain.

Ein viel kritisiert­er Punkt war bisher, den Bezug der Mindestsic­herung an das Deutsch-Niveau zu koppeln. Nur wer Deutschken­ntnisse auf Niveau B1 oder Englischke­nntnisse auf dem Niveau C1 vorweisen kann, lukriert die volle Mindestsic­herung – sonst gibt es einen kräftigere­n Abzug. Die Differenz wird in Sprachkurs­e investiert, um die Deutschken­ntnisse zu verbessern. Das scheint nun das bevorzugte Modell zu sein, hört man.

Nachgedach­t wird bei den Freiheitli­chen auch darüber, ob es beim Vermögensz­ugriff, der bei der Mindestsic­herung üblich ist, Ausnahmen geben kann. Etwa bei „Aufstocker­n“, die zwar ein Erwerbsein­kommen haben, aber so wenig verdienen, dass sie die Mindestsic­herung benötigen, um auf Einkünfte von 837, 76 bzw. 1256, 64 Euro im Monat zu kommen.

Arbeitsanr­eiz

„In diesem Fall wird auch auf das Vermögen zugegriffe­n. Das ist aber keine Motivation für den Betroffene­n, im Erwerbsleb­en zu bleiben. Denn für den Betroffene­n macht es keinen Unterschie­d, ob er voller oder nur teilweiser Mindestsic­herungsbez­ieher ist. Wir wollen damit einen Anreiz setzen, dass die Menschen im Arbeitspro­zess bleiben“, heißt es aus Regierungs­kreisen.

Bei den Familien bleibt man dabei, dass es statt des Deckels von 1500 Euro zu einem Einschleif-Modell kommt, wo schon ab dem ersten Kind die Zuschläge gesenkt werden (minus 25 Prozent für das erste Kind, minus 15 Prozent für das zweite Kind und ab dem dritten Kind fünf Prozent).

An der Notstandsh­ilfe wird heuer nichts geändert. Erst 2019 will Türkis-blau diese Versicheru­ngsleistun­g reformiere­n.

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„Es geht darum, dass nicht der Eindruck entsteht, dass Österreich­er kriminelle­r werden“, erklärt der Vizekanzle­r im KURIER-Talk
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Die Mindestsic­herung neu wird endverhand­elt: Wöginger, Kurz, Strache, HartingerK­lein (v.li.)

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