Wunsch-Kandidat von Trump nimmt wichtige Hürde
USA. Trotz Missbrauchsvorwürfen gegen Brett Kavanaugh stimmte der Justizausschuss für seine Berufung an das höchste US-Gericht.
US-Präsident Donald Trump war nach der bewegenden Anhörung von Christine Blasey Ford erbost darüber, dass ihm nicht vorher gesteckt wurde, wie „überzeugend“die 51-Jährige ist. Die PsychologieProfessorin hatte am Donnerstag in einer öffentlicher Sitzung des Justizausschusses Trumps Kandidaten für das Oberste Gericht, Brett Kavanaugh, einer Tat beschuldigt, die sich seit 36 Jahren in ihrer Seele festgefressen hat: versuchte Vergewaltigung.
Nur Stunden später hatte Amerikas Präsident seine Meinung wie eine Krawatte ausgetauscht. Kavanaughs Wut-und-Tränen-Selbstverteidigungsrede gefiel Trump. „Kraftvoll, ehrlich und fesselnd“sei die Gegen-Attacke des 53-Jährigen gewesen, der sich zum Opfer einer ehrabschneidenden Intrige der Demokraten stilisierte.
Augen zu und durch
Kavanaugh habe mit seinem Auftritt „Amerika genau demonstriert, warum ich ihn nominiert habe“, so Trump. Die Botschaft des Weißen Hauses, das die Durchsetzung des erzkonservativen Juristen zur TopPriorität vor den wichtigen Kongresswahlen am 6. November gemacht hat, an die Republikaner
Donald Trump über seinen Wunschkandidaten war damit glasklar: Augen zu und durch!
Am Morgen nach der denkwürdigen Sitzung, die über acht Stunden Millionen an den TV-Geräten vor Augen führte, dass ihr Land sich immer mehr zwei verfeindeten Stämmen ähnelt, schwirrten Trumps Emissäre aus ins Frühstücksfernsehen – und kürten Kavanaugh, der alle Vorwürfe samt und sonders als infame Lügen bezeichnete, zum klaren Punktsieger. Obwohl Aussage gegen Aussage stand. Beide Akteure gaben an, sich ihrer Sache „hundertprozentig“sicher zu sein.
FBI soll Vorwürfe prüfen
Parallel bekam der Chor, der eine Vertagung der Top-Personalie fordert, bis das FBI die Sache noch einmal gründlich untersucht hat, immer mehr Stimmen. Neben der „American Bar Association“, der Standesorganisation der Anwälte, forderte auch eine dem Jesuiten-Orden nahestehende Zeitschrift eine Denkpause. Begründung: Das Nominierungsverfahren sei im #MeToo-Zeitalter ein „Referendum über die Frage geworden, wie Amerika mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung umgeht“.
Georgetown Prep, die Highschool, die Brett Kavanaugh besuchte, als er Blasey Ford im Jahr 1982 bei einer Party im trunkenen Zustand entschieden zu nahe gekommen sein soll, wird von Jesuiten geführt. Macht das alles Eindruck auf die Republikaner?
Ja. Der Justiz-Ausschuss des Senats nickte die Personalie Kavanaugh gestern, Freitag, mit einer knappen Mehrheit von 11:10-Stimmen ab. Damit wäre der Weg frei gewesen für die endgültige Entschei- dung im ganzen Senat.
Bei 51:49 Stimmen können sich die Republikaner dort kaum Abweichler leisten. Hier kommt der Trump-Kritiker Jeff Flake ins Spiel. Der Senator aus Arizona hatte sein Ja im Ausschuss an die Forderung gekoppelt, dass das FBI eine Woche lang Zeit bekommensoll, umdie von Blasey Ford benannten Augenzeu- gen aus 1982 intensiv zu vernehmen. Erst danach soll abgestimmt werden. Die Führungsspitze der Republikaner willigte ein und Trump wies das FBI an, eine „zusätzliche“Hintergrundüberprüfung durchzuführen. Nach dem Kolumbus-Tag (8. Oktober) wird sich damit entscheiden, ob Brett Kavanaugh Richter am Obersten Gerichtshof wird.
„Kavanaugh hat Amerika genau demonstriert, warum ich ihn nominiert habe.“