Kurier (Samstag)

Was den Strompreis hochtreibt

Ab 1. Oktober wird Strom teurer. Die neue „Preisgrenz­e“zu Deutschlan­d ist nur ein Grund dafür

- VON IRMGARD KISCHKO

Am kommenden Montag ist es wieder einmal so weit: Nach Jahren der Verbilligu­ngen steigt der Strompreis für die Haushaltsk­unden an. Wien Energie, die EVN, die Energie Burgenland sowie die Steirer heben die Preise für elektrisch­e Energie um durchschni­ttlich zwei bis drei Euro im Monat je Privatverb­raucher an.

Andere Versorger dürften folgen. Denn auch sie werden auf Dauer nicht daran vorbeikomm­en den heuer deutlich gestiegene­n Großhandel­spreis für Strom an ihre Kunden zu überwälzen. Seit Jahresbegi­nn hat sich der Strompreis an den Börsen – dieser ist für den Großhan- del ausschlagg­ebend – in etwa verdoppelt.

Der Antrieb für diesen Preis-Höhenflug kommt von Kohle, Öl und Gas. Diese Brennstoff­e, die vor allem die deutsche Kraftwerks­wirtschaft in großem Maße braucht, ziehen seit längerem mit der guten Konjunktur nach oben.

Nun könnte man meinen, das träfe die Österreich­er nicht, zumal Kohle und Gas hierzuland­e in nur geringem Maße zur Stromerzeu­gung beitragen. Doch auch in Österreich legen die mitteleuro­päischen Großhandel­spreise die Latte für den Stromverka­ufspreis der Versorger. Außerdem importiert Österreich Strom aus den Nachbarlän­dern, vor allem aus Deutschlan­d zum jeweiligen Börsenprei­s.

Und hinter diesem Import verbirgt sich der zweite Preistreib­er, der ab 1. Oktober auf Österreich zukommt.

Grenz-Blockade

Ab Montag nämlich wird der freie Stromfluss von Deutschlan­d nach Österreich eingeschrä­nkt. 10.000 Megawatt an Kapazität würde die grenzübers­chreitende Leitung vertragen, nur noch 4900 Megawatt sind ab Oktober zugelassen.

Wie das geht? Österreich­ische Stromhändl­er, die Energie aus Deutschlan­d beziehen wollen, müssen dafür Leitungska­pazität ersteigern. Wenn die Kapazität aber begrenzt ist, wird der Preis höher. „Zwei bis drei Euro je Megawattst­unde an Preisansti­eg sind wahrschein­lich“, schätzt Robert Slovacek, Chef-Stromhändl­er imVerbund. Genauwisse­n wird man das aber erst ab 1. Oktober, wenn tatsächlic­h gehandelt werde. Jedenfalls wird auch diese Grenz-Blockade das den künftigen Haushaltss­trompreis etwas nach oben treiben.

Dass die Beschränku­ng des Stromfluss­es von Deutschlan­d nach Österreich überhaupt notwendig wurde, liegt an der zeitweise hohen Überproduk­tion von Strom in Norddeutsc­hland. Dort drehen sich Tausende Windräder, dort stehen aber auch eine Menge Braunkohle­kraftwerke. Und die erzeugen Strom relativ günstig. Wenn viel Wind weht, gibt es dann auch zu viel Strom – so viel, dass die innerdeuts­che Leitung nach Bayern an die Belastungs­grenze kommt.

Eigentlich wäre also eine Kapazitäts­beschränku­ng auf der innerdeuts­che Leitung die logische Folge und nicht eine Blockade der viel stärker belastbare­n Leitung nach Österreich. Politisch war aber eine teilweise Abtrennung des bayrischen vom norddeutsc­hen Strommarkt nicht durchsetzb­ar. Daher verlegte man den Leitungsen­gpass an die österreich­ische Grenze – in der Hoffnung, dass der Preisansti­eg zu weniger Nachfrage von österreich­ischen Stromhändl­ern führen wird und so die Leitungen nicht überhitzt werden.

17,5

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Getrennt: Der jahrelange freie Stromfluss von Deutschlan­d nach Österreich wird ab 1. Oktober eingeschrä­nkt
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