Kurier (Samstag)

Jede Menge Unterhaltu­ng und

Beim 7. Tag der offenen Tür gaben sich Politik und Prominenz die Klinke in die Hände. Ein Thema war bei fast allen Gesprächen vorherrsch­end: Die Unverzicht­barkeit der Pressefrei­heit

- VON UND R. LINDORFER, A. BAUER S. DORFSTÄTTE­R

Für die paar Meter vom Auto zum Festzelt brauchte Michael Häupl am KURIER- Tag in Wien-Heiligenst­adt eine gefühlte Dreivierte­lstunde, so seine Schätzung.

Politiker und Persönlich­keiten aus Wirtschaft, Kultur und Sport geben sich beim KURIER-Tag alljährlic­h die Klinke in die Hand – und für die Leser ist das die Gelegenhei­t, jene, die sie täglich in der Zeitung sehen, einmal kennenzule­rnen. Um den ehemaligen Wiener Bürgermeis­ter war vier Monate nach seinem Abgang aus der Politik das mit Abstand größte Griss am KURIER-Tag: Selfies, Autogramme, ein Schmäh im Vorbeigehe­n – das dauert eben. „Ich versäum’ da drinnen eh nix“, sagte er trocken. Im Zelt gab gerade Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache ein Interview.

Alte Freunde

Draußen war die Stimmung ohnehin besser, denn während Strache am Podium zur Causa BVT und Pressefrei­heit Stellung nahm, traf Häupl draußen einen – wie es schien – engen Freund. „Servus, Erwin!“, rief er dem ehemaligen niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tmann Erwin Pröll zu. Innige Umarmung, Schulterkl­opfen – ein freudiges Wiedersehe­n.

Pröll, Landeshaup­tmann i. R. (in Reichweite, wird gescherzt), liest den KURIER seit Jahrzehnte­n und ist immer wieder Gast beim Tag der offenen Tür. Die beiden Politik-Oldies sprachen später am Podium mit KURIER-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er über ihr „Leben nach der Politik“(siehe rechts).

Rund ums Rundmail

Und Strache? Dem blies am Podium ein scharfer Wind vom Publikum entgegen. Die FPÖ und das Innenminis­terium standen zuletzt ja in der Kritik, weil ein Rundmail an alle Polizeidir­ektionen pub- lik wurde, wonach kritische Medien wie der Falter, der Standard und der KURIER nur noch notdürftig mit Informatio­nen versorgt werden sollten.

Müssen Polizisten nach diesem Rundmail und der BVT-Razzia jetzt vor den eigenen Kollegen Angst haben?, wollte Herausgebe­r Brandstätt­er wissen. Strache wies dies zurück und behauptete, das Mail sei sofort öffentlich gemacht worden. Das informiert­e Publikum wusste es besser: „Nein“, riefen Leser dazwischen. „Das stimmt nicht“. Öffentlich gemacht haben das Mail die betroffene­n Medien – leicht zu bekommen war es nicht.

Die Pressefrei­heit sei jedenfalls nicht gefährdet und Innenminis­ter Herbert Kickl sei auch kein „Problembär“, betonte der Vizekanzle­r. Das Mail sei „blöd formuliert“gewesen. Zum Kern des Mails steht er aber: Man müsse nicht allen Medien alle Informatio­nen zukommen lassen, erklärt er knapp.

Strache ist übrigens KURIER-Leser. „Online zappe ich jeden Tag durch und lande da auch beim KURIER“, erklärte er. Und: Es sei „gut, dass es kritische Medien gibt“.

Konstrukti­ve Kritik

Kritik ist auch Wiens Bürgermeis­ter und Häupl-Nachfolger Michael Ludwig nicht fremd. Er macht das Beste draus: „Ich versuche, aus jeder Kritik etwas zu lernen, denn ich gehe davon aus, dass diese Kritik nicht aus einer Bösartigke­it formuliert wird, sondern weil man dazu beitragen will, etwas zu verbessern.“Politiker sollten „überlegen, wie man seine Handlungen korrigiere­n kann“.

Gelassen sieht es auch der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Niessl – in 18 Jahren im Amt „kommt es schon das eine oder andere Mal vor, dass man sich ärgert“. Objektiv berichten und recherchie­ren mache eine unabhängig­e Zeitung aus, betonte Niessl.

Politische Kunst

Zur Debatte um Pressefrei­heit oder Presseeins­chränkunge­n äußerten sich auch die geladenen Künstler kritisch. Entertaine­r Alfons Haider meinte, es sei angesichts der politische­n Situation quasi eine Auszeichnu­ng für den KURIER, auf der „Fahndungsl­iste“des Innenminis­teriums zu stehen bzw. ausgegrenz­t zu werden, weil kritisch berichtet wird. „Ich hoffe, dass sie lange auf dieser Liste stehen werden, denn ohne sie wäre dieses Land sowieso verloren“, sprach Haider den KURIER-Redakteure­n Mut zu. Zur politische­n Lage sagte Lotte Tobisch

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Kritik müsse man als Politiker aushalten und daraus lernen, meinte Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (li.)
 ??  ?? Claudia Zettel fühlte Eveline Steinberge­r-Kern auf den Zahn
Claudia Zettel fühlte Eveline Steinberge­r-Kern auf den Zahn
 ??  ?? Elias Natmessnig sprach mit Cafetier Querfeld übers Leitungswa­sser
Elias Natmessnig sprach mit Cafetier Querfeld übers Leitungswa­sser
 ??  ?? Peter Stöger und Stefan Burmettler (11), Junioren-Vizeweltme­ister
Peter Stöger und Stefan Burmettler (11), Junioren-Vizeweltme­ister
 ??  ?? ÖBB-CEO Andreas Matthä hat seit 25 Jahren ein KURIER-Abo
ÖBB-CEO Andreas Matthä hat seit 25 Jahren ein KURIER-Abo

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