Kurier (Samstag)

Tillers semi-treuer Kronprinz

ÖVP.

- – STEFANIE RACHBAUER

Döbling streift dieser Tage zwei Konstanten ab: Die Dauer-Diskussion ums Parken und Langzeit-Bezirksche­f Adi Tiller (ÖVP). Bei beiden Brüchen mischt Daniel Resch kräftig mit. Er übernimmt am 31. Oktober den Chefsessel im Amtshaus und er war unter jenen ÖVP-Mandataren, die – entgegen Tillers Linie – für das flächendec­kende Parkpicker­l votierten. In Sachen U4-Ausbau und Ortsbild-Schutz will er den Pfad seines Vorgängers dagegen fortführen. „Die Pläne für den Ausbau der U4 Richtung Klosterneu­burg und eine neue Station in der Gunoldstra­ße liegen auf dem Tisch“, sagt der bisherige Vize-Bezirksvor­steher im KURIER-Gespräch. Wenn die Stadtregie­rung Menschen in die Öffis bringen wolle, müsse sie solche Projekte auch finanziere­n, argumentie­rt er. Wobei die Extra-Station zwischen Heiligenst­adt und Spittelau laut Resch die Rathauskas­se nicht belasten würde: „Ein Unternehme­r würde die Station unter der Voraussetz­ung bezahlen, dass er oben Wohnungen oder Geschäfte bauen kann.“Der Bezirk sei bereit, das Vorhaben mit den Behörden zu besprechen – die Stadt sehe aber keinen Bedarf. Außerdem will Resch die Intervalle der Busse 39A und 38A verdichten. Ein Dauerbrenn­er in Döbling sei die Bewahrung der Ortskerne – etwa in Grinzing oder Sievering. „Ich könnte mir einen Ensemblesc­hutz vorstellen“, erklärt Resch. In Bauverfahr­en will er mehr mitreden: „Der Bezirk ist jetzt nicht Baubehörde. Ich wünsche mir, dass der Bezirk ein Mitsprache­recht bekommt.“Mit Themen wie diesen will Resch auch Anhänger anderer Parteien von sich überzeugen. 2015 kursierten innerhalb der ÖVP Ängste, Döbling we- gen Verlusten an die Neos an die rote Nummer zwei abzugeben. Resch kandidiert­e bei dieser Wien-Wahl zum ersten Mal, die ÖVP wurde – trotz Einbußen – mit rund 33 Prozent Erster. Dass er diese Vorlage 2020 verfehlen könnte, glaubt Resch nicht: „Natürlich sind die Neos in unser bürgerlich­es Lager vorgerückt. Wir sind in den Bezirken aber nicht klassisch parteipoli­tisch unterwegs, wir sprechen alle an.“

Brüder bei FPÖ

Vor Zwischenru­fen von ÖVPSchwerg­ewicht Tiller, der Bezirkspar­teichef bleiben wird, fürchtet sich Resch nicht. „Aus meinen vielen Gesprächen mit ihm weiß ich, dass er mir das Feld in der Bezirksvor­stehung überlässt.“Mit seinem politische­n Ziehvater hat Resch eine kuriose Familienko­nstellatio­n gemein: Tillers Bruder Helmut war einige Jahre in der Donaustadt FPÖ-Bezirksrat, Reschs Bruder Klemens ist – ausgerechn­et in Döbling – FPÖ-Klubobmann. „Am Sonntagsti­sch kann es schon rund gehen. Das ist wie bei Im Zentrum (ORF-Diskussion­ssendung, Anm.), nur mit Essen“, erzählt Resch.

Mit seiner vergleichs­weise kurzen Polit-Karriere müsse er sich nicht verstecken, betont der 33-Jährige. „In der ÖVP sind viele junge Leute am Ruder, das ist kein Nachteil für mich. Politik verändert sich, darauf muss man reagieren und das tun wir jetzt auch in Döbling.“

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Der 33jährige Resch übernimmt Ende Oktober den Chefsessel

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