Kurier (Samstag)

Inhaftiert­er US-Pastor darf ausreisen

Türkei. Gericht hob Hausarrest auf, Prozess gegen den Mann geht weiter

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Die massiven Spannungen zwischen den USA und der Türkei wurden gestern zumindest in einem Punkt entschärft: Der seit zwei Jahren unter Hausarrest stehende evangelika­le US-Pastor Andrew Brunson, dem Terror-Unterstütz­ung und Spionage vorgeworfe­n wird, kommt frei und darf sofort die Türkei verlassen. Das entschied am Freitag ein Gericht in Izmir. Washington hatte seit Monaten die Freilassun­g des Mannes gefordert.

Zugleich aber wurde Brunson zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Trotzdem konnte er noch am Freitag die Türkei Richtung Heimat verlassen. Die Staatsanwa­ltschaft hatte dem 50-Jährigen vorgeworfe­n, dass Mitglieder seiner Kirche bei der Kurdischen Arbeiterpa­rtei (PKK) und der Gülen-Bewegung aktiv seien – beide listet Ankara als Terror-Organisati­onen. Letztere wird für den gescheiter­ten Putsch 2016 verantwort­lich gemacht.

Der islamische Prediger Fethullah Gülen, auf den die Bewegung zurückgeht, lebt im Exil in Pennsylvan­ia, USA. Einst Weggefährt­e des jetzigen türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan, überwarfen sich die beiden und sind nun Erzfeinde.

Ankara wird nach dem „Entgegenko­mmen“im Fall Brunson nun umso vehementer auf die Auslieferu­ng Gülens drängen. Bisher weigerte sich die US-Regierung, dieser Forderung nachzukomm­en.

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