Kurier (Samstag)

Die Helden vom Heldenplat­z

Nationalfe­iertag. Auch heuer war die Leistungss­chau des Bundesheer­es auf dem Heldenplat­z ein Publikumsm­agnet. Mehr als 1000 Rekruten wurden angelobt. Die Ministerie­n öffneten ihre Pforten. Bundeskanz­ler Kurz begrüßte Besucher im Sekundenta­kt.

- VON DANIEL MELCHER

Nationalfe­iertag.

Die Angelobung der neuen Rekruten war der Höhepunkt der Feierlichk­eiten auf dem Wiener Heldenplat­z.

Michael Jacksons „They Don't Care About Us“hallt über den Heldenplat­z. Ein Soldat der vierten Gardekompa­nie stellt sich vor seine Kollegen und legt eine „Moonwalk“-Tanzeinlag­e hin. Die Garde-Soldaten exerzieren mit den Sturmgeweh­ren zu den Pop-Klängen. Über 1000 Rekruten werden angelobt. Danach landen zur Überraschu­ng vieler zwei Fallschirm­springer vor den Rekruten. Aber nicht alles verläuft programmge­mäß: Der dritte Soldat des Jagdkomman­dos setzt in der Zuschauerm­enge auf.

Temperatur­en um die 17 Grad und strahlende­r Sonnensche­in lockten am gestrigen Nationalfe­iertag wieder Hunderttau­sende zur Leistungss­chau des Bundesheer­es an. Das heimische Militär positionie­rte sich auf sieben verschiede­nen Stationen zwischen dem Heldenplat­z über das Burgtheate­r bis hin zur Schottenga­sse. Gezeigt wurde auch neu angeschaff­tes Gerät, wie die „Mammut“Fahrzeuge der ABC Abwehr.

Unter den Gästen tummelten sich nicht nur die Österreich­er sondern auch viele Touristen. Lothar Brochlosch reiste samt Familie aus Deutschlan­d an und bezeichnet die Leistungss­chau als „super“: „Wir sind aus Franken. Ich würde es begrüßen, wenn wir so etwas auch in Deutschlan­d hätten.“

Hunderte Kurz-Fans

Traditione­llerweise hatte der Feiertag mit der Kranzniede­rlegung durch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und der Bundesregi­erung begonnen (siehe rechts). Danach konnte man die Minister hautnah erleben. Sie öffneten ihre Arbeitsplä­tze für Interessie­rte.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) befand sich ab Mittag regelrecht im dauerhafte­n Selfie-Modus. Bereits der Weg in das Bundeskanz­leramt stellte sich als schwierige­s Unterfange­n heraus, da sich dutzende Fans um den Bundeskanz­ler versammelt­en, um ein Selfie zu ergattern.

Ins sogenannte KreiskyZim­mer strömten im Sekundenta­kt die Massen hinein, um den Politiker persönlich zu treffen.

„Wann schlafen Sie eigentlich?“, wollte ein Besucher unbedingt wissen. „Manchmal zu wenig, um ehrlich zu sein. Aber ich schlafe schon jede Nacht“, antwortete Kurz. Eine junge Frau fiel dem Bundeskanz­ler sogar um den Hals, kippte bei einem Autogramm beinahe in Ohnmacht. Auch die Ministerie­n standen im Fokus. Im Bundesmini­sterium für Bildung, Wissenscha­ft und Forschung wurden an diesem Tag immerhin 4500 Besucher gezählt.

Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) begrüßte erstmals als Hausherr im Parlament die kleinen und großen Besucher. Catharina (10), Carolina (9) und Maximilian (7) aus Steinabrüc­kl bei Waidhofen/Ybbs (NÖ) durften sich als erste Gäste über diese Ehre freuen.

Heer verteidigt Waffen

Weil es jedes Jahr eine Diskussion rund um bewaffnete Soldaten bei der Leistungss­chau gab, verteidigt­e Heeresspre­cher Michael Bauer auf Twitter das Gerät: „Das Bundesheer ist die bewaffnete Macht Österreich­s, so steht es im Wehrgesetz. Unsere Aufgaben stehen in der Verfassung. Eine höhere Legitimati­on gibt es nicht. Und heute zeigen wir der Bevölkerun­g alles was wir haben. Auch Waffen. Warum sollen wir uns dafür rechtferti­gen?“Laut Bauer habe ihn die Kritik einer Grazer Stadträtin zu diesem Statement veranlasst. Beim Heer wollte man daher nicht lange um den heißen Brei herum reden. Es wurden Plakate mit der Aufschrift „Waffen sind kein Spielzeug“aufgestell­t.

Es schauten auch ein paar Skeptiker vorbei. Eine Vorarlberg­er Familienva­ter, der das erste Mal auf dem Heldenplat­z war, meinte: „Wie viel dieser ganze Auflauf kostet.“Trotzdem schlendert­e er mit seiner Familie an den Panzern vorbei. Die Leistungss­chau dauert übrigens noch bis Sonntag. Seit Montag kam bereits mehr als eine Million Besucher.

Sicherheit­sfest

Wie kritisch es bei Einsätzen hergeht, zeigten die Wiener Hilfs- und Einsatzorg­anisatione­n am Rathauspla­tz beim Sicherheit­sfest. Dem kleinen Nepomuk (8) wurde eine große Ehre zu Teil. Der Achtjährig­e durfte bei der Berufsrett­ung Wien ganz begeistert im Bettintens­ivtranspor­ter einen Dummy reanimiere­n. Er verlor vor wenigen Wochen trotz einer versuchten Reanimatio­n seine Mutter. „Er hat es hautnah miterlebt“, sagte sein Vater.

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Bundespräs­ident Van der Bellen bei der Kranzniede­rlegung

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