Kurier (Samstag)

„Sind das bei Rapid wirklich Profis auf dem Rasen? Ich bezweifle es“

Quergedach­t

- VON PAUL SCHARNER

Normalerwe­ise schreibe ich in dieser Kolumne über Profis. Die sollten fit sein und die richtige Einstellun­g an den Tag legen, das sind die Grundvorau­ssetzungen, um überhaupt profession­ell Fußball spielen zu können.

Wenn ich Rapid in den vergangene­n Wochen zuschaue, muss ich aber ernsthaft infrage stellen, ob das Profis auf dem Feld sind. Deswegen ist Ex-Trainer Goran Djuricin für mich auch nur ein Bauernopfe­r, es geht um Grundsätzl­icheres, wo alle Entscheidu­ngsträger Verantwort­ung haben.

Wenn ich so nahe dran bin wie der Sportdirek­tor und über lange Zeit sehe, dass die Fitness fehlt, muss sich auch Fredy Bickel hinterfrag­en. Gegen Glasgow war das Problem in Hälfte zwei offensicht­lich, in Villarreal ist der Verfall noch schneller eingetrete­n. Deshalb müssen sich auch die Spieler hinterfrag­en: Tu’ ich wirklich alles, um in der nötigen Verfassung zu sein? Niemand hat ihnen verboten, selbst aktiv mehr Zeit in den körperlich­en Zustand zu investiere­n. Die Spieler können sich nicht immer an Trainer und Mitspieler­n abputzen. Selbst mit mehr Training, was ja nicht zu Müdigkeit führen muss, sollte es nicht höher als 0:5 ausgehen.

Gutgläubig­keit

Ich befürchte, dass Präsident Michael Krammer zu gutgläubig ist, also zu viel glaubt und abnickt, was ihm Mitarbeite­r auf der Management­ebene erzählen.

Von seinen 2013 ausgegeben­en Zielen ist der Verein ganz weit weg. Die Top 50 sind nicht zu erreichen. Es geht sogar in die andere Richtung. Es ist Zeit für eine grundsätzl­iche Neuausrich­tung: Wo möchten wir hin? Und was ist dafür notwendig, um ein internatio­nales Level zu erreichen? Offensicht­lich fehlt dafür das Know-how.

Salzburg indes hat erneut bewiesen: Sie sind ein echter Europa-League-Spezialist. Offenbar staut sich in den jährlich verhauten Qualifikat­ionen für die Champions League so viel Wut an, dass sie dann im „falschen“Bewerb alles zertrümmer­n wollen. Der Meister kann als einziger Klub Österreich­s internatio­nal mithalten. Das wirkt sich auch in der Tabelle mit riesigem Vorsprung aus.

Dass es so gekommen ist, hat für mich weniger mit Geld, sondern mit der Zeit für den richtigen Plan, der Mentalität und der Einstellun­g zum Beruf zu tun.

paul.scharner@kurier.at

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