Warum nicht jeder Stadttouren anbieten darf
Rundgänge können nur Personen mit Ausbildung und Gewerbeschein durchführen
Wer mit Stadtführungen sein Brot verdient, benötigt eine Ausbildung zum Fremdenführer und einen Gewerbeschein. Dann ist es erlaubt, „historische Reichtümer“, die „soziale und politische Situation“sowie „sportliche und gesellschaftliche Veranstaltungen“zu zeigen und zu erklären. Dieses Reglement wurde in der Vergangenheit dem Wahlwiener Eugene Quinn zum Verhängnis.
Der ehemalige BBC-Moderator, der allen voran für seinen Vienna-Ugly-Spaziergang zu den hässlichsten Or- ten Wiens bekannt ist, kassierte saftige Strafen, weil ihm die Ausbildung fehlt. Auslöser war eine Beschwerde bei der Wirtschaftskammer. Um nicht wieder mit ihr in Konflikt zu kommen, darf er unter anderem keine Jahreszahlen mehr nennen.
Taucht ein neuer Anbieter auf, der sich nicht an die Regeln hält, schreitet die Wirtschaftskammer ein. „Zu 99,9 Prozent reicht es, wenn wir Kontakt aufnehmen“, sagt Gerti Schmidt, Obfrau der Wiener Fachgruppe Freizeitund Sportbetriebe. „Mit Kommunikation und Aufklärung gelingt die Lösungsfindung meistens.“Aber: Neue Angebote würden immer schneller aufpoppen. „Wir hatten schon alles Mögliche.“
Üben für den Ernstfall
Eine solide Ausbildung sei wichtig, betont Schmidt: „Ich kann ohne Führerschein nicht mit dem Auto fahren und ich kann ohne Ausbildung nicht führen.“Die Kammermitglieder würden sich regelmäßig weiterbilden und Krisenszenarien trainieren – etwa eine Räumung des Schlosses Schönbrunn. Gerade in Zeiten von Over-Tourism ( Übertourismus, Anm.) seien Regeln wichtig, betont Schmidt. In diese Frage würden auch Regeln für Fremdenführer hineinspielen.
Quinn und die Wirtschaftskammer arbeiten inzwischen sogar zusammen. Seit 2017 führen sie gemeinsam die Tour-Reihe „Speaking Statues“durch, bei der Fremdenführer in die Rolle bekannter Statuen schlüpfen. Derzeit ist das Projekt in Winterpause – 2019 geht es weiter.