Mit Graf Dracula im Auto
Die Europameisterschaft im Kürbiswiegen war der erste Vorbote auf das was kommt: Halloween. Mich schaudert’s. Ein Italiener hat einen 965-kgKürbis angekarrt – nicht auszudenken, wie lange man daran isst. Ein Horror. Einst war Kürbis Schweinefutter. Seit immer weniger Menschen Schweine halten, landet immer mehr Kürbis auf dem Teller. Ob es einen kausalen Zusammenhang gibt, ist meines Wissens noch nicht erforscht.
Halloweenparty. Mitten im Buffet ein ausgehöhlter Kürbis. Seinem Gesicht nach zu schließen, ist er das jüngste Opfer des kursierenden Magen/Darm-Virus. Vor ihm auf der Platte ergießt sich eine grüne Guacamo- le, die aussieht, wie schon einmal gegessen. Muss man mögen. Meinen Kollegen Seb und mich verbindet eine Abneigung gegen Halloween. Primär, weil wir zu alt sind, um bei Nachbarn anzuläuten und unter Androhung von Repressalien Schokolade einzufordern. Vergangenes Jahr ist Seb sogar geflüchtet. Nach Sibiu. In Transsilvanien wollte er Schloss Bran besichtigen. Der Rezeptionist im Hotel zog die Augenbrauen hoch. So spontan zum Dracula-Schloss – puh! Die öffentliche Verbindung sei schlecht, gut wäre ein Guide mit Auto. Vielleicht sein Neffe ...
Tags darauf steht Seb wie bestellt an der Rezeption und wartet. Die Hoteltür geht auf, Graf Dracula stürmt herein. Direkt auf Seb zu. Dracula will wissen, ob er der Herr ist, der eine Führung durch Schloss Bran begehrt.
Seb ist sich nicht mehr sicher. So theatralisch hatte er sich den Ausflug nicht vorgestellt. Trotzdem sitzt er kurz darauf neben dem Herrn mit den Vampirzähnen in einem rostigen Skoda. Stocksteif, die Hände am Haltegriff festgekrallt. Über Schlaglöcher, vorbei an toten Hunden, geht es zum Schloss. Dort ist die Hölle los. Zombies, PsychoClowns, Dracula-Doubles. Halloween-Party! Seb ist in seinem Kapuzenpulli eine einzige Themenverfehlung. Aber eines muss man ihm lassen: Schlossführungen mit Erinnerungswert kann er (versehentlich) organisieren ...
simone.hoepke@kurier.at