Erinnerungen, lästig wie die Möwen
Der nette alte Mann im Hawaiihemd hat Verstörendes im Gepäck
Weiß jemand etwas über Niederländisch-Indien, das heutige Indonesien? Das Chaos nach der Besetzung durch Japan, 1941 bis 1945? Folter mit Bleistift im Ohr, bis zur Hirnblutung?
Und was ist mit hawaiianischer Musik? Kennt jemand Rudi Wairata ( 1981) und „Hawaiian Sunrise“??
Freimaurerei ist auch noch Thema von „Honolulu King“, dem niederländischen Bestseller der Journalistin Anne-Gine Goemans. Sie hat einen 80-Jährigen geformt, großartig geformt, der 45 Hawaiihemden hat, keine chinesischen. Teure Originalhemden aus Hawaii mit Surfern, Blumen, Ananas.
Hardy Hardy heißt er, Niederländer mit indonesischen Wurzeln. In Harleem besitzt er ein indonesisches Imbisslokal. Früher war er Musiker der Honolulu Kings. Täglich besucht er seine Frau.
Fußball
Sie ist dement und lebt im Heim. Er nennt es lieber „Hotel“, denn aus einem Altersheim kommt man nicht zurück, und Hardy Hardy will Christina zurück.
Ein lieber alter Mann ... nur bei Japanern wird er narrisch: Als gegenüber eine Sushi-Bar öffnet, ist er kaum zu halten. (Der Roman sorgt dann für versöhnliche Töne.)
Sonst ist er ein guter Ver- dränger ... aber plötzlich, eben erst wegen versprochener Gleichheit und Brüderlichkeit zu den Freimaurern gegangen, bricht es plötzlich dort vor seinen Logenbrüdern hervor:
Mutter und Brüder und Schwester seien in Niederländisch-Indien umgebracht worden, er sei damals sechs gewesen und habe zusehen müssen, als mit Mutters Kopf Fußball gespielt wurde. Später habe er ihre Mörder, neun waren es, erschossen.
Der Roman beruht auf einer wahren Geschichte, mit einem Ende, das noch mehr verstört.
Ins Bild, das Goemans zunächst aus Saté-Spießchen, Nelkenzigaretten und gebackenen Bananen zeichnet, fallen Erinnerungen wie lästige Möwen ins Stadtzentrum. Und Hardy Hardy sagt, man möge sich über den USGitarristen Jerry Scheff schlau machen: „Da öffnet sich eine ganze Welt. Musik ist Geschichte.“