Kurier (Samstag)

Hartwig Löger, Finanzmini­ster

ÖBAG. Unternehme­nsbeteilig­ungen von 20 Milliarden Euro / Wieder Zugriff auf Aufsichtsr­äte Wachstum wird schwächer, Zahl der Arbeitslos­en steigt ab 2021

- VON ANDREA HODOSCHEK

ÖIAG, das war einmal, ab Jahresbegi­nn 2019 wird die Staatshold­ing „Österreich­ische Beteiligun­gs AG“vom Finanzmini­ster neu aufgestell­t.

Zuerst ÖIAG, dann ÖBIB und ab Jahresbegi­nn 2019 ÖBAG, „Österreich­ische Beteiligun­gs AG“. Die türkisblau­e Regierung stellt die Staatshold­ing neu auf, in der die wertvollst­en Unternehme­nsbeteilig­ungen der Republik gebunkert sind. Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) schickte symbolträc­htig am Nationalfe­iertag den Gesetzesen­twurf zur Begutachtu­ng aus.

Die Holding wird neu organisier­t und stark aufgewerte­t. Der Wert der Unternehme­nsbeteilig­ungen beträgt aktuell 7,9 Milliarden Euro (siehe Artikel rechts). Wennauch die Bundesimmo­bilien BIG und der Verbundkon­zern wie geplant in die ÖBAG übertragen werden, liegt der Portfoliow­ert bei knapp 20 Milliarden Euro. „Umgelegt auf die Einwohnerz­ahl Österreich­s hält jeder Bürger damit rund 2650 Euro“, rechnet Löger vor.

Die neue Staatshold­ing soll nicht nur die bestehende­n Unternehme­nsbeteilig­ungen aktiver managen, sondern auch neue Investment­s eingehen. Beteiligun­gen über 25 Prozent muss nach wie vor die Regierung absegnen, aber Minderheit­sbeteiligu­ngen kann der Finanzmini­ster selbststän­dig genehmigen. Investitio­nen in Krisen-Unternehme­n sind ausdrückli­ch untersagt.

Keine Privatisie­rungen

Der Verkauf von Staatsbete­iligungen, einst das Credo der Schüssel-ÖVP, ist für türkis-blau kein Thema. In den Gesetzes-Erläuterun­gen heißt es: „Die Beteiligun­gen der ÖBAG stehen grundsätzl­ich nicht zur Privatisie­rung an“. Eine Hintertüre lässt sich die Regierung allerdings offen. Grundsätzl­ich könne die ÖBAG Privatisie­rungen im Auftrag der Bundesregi­erung wahrnehmen, ist festgehalt­en.

Im Gegensatz zur ÖBIB soll die neue Holding wieder in den Aufsichtsr­äten der Unternehme­n vertreten sein. Der Vorstand der ÖBAG solle tunlichst den Aufsichtsr­atsvorsitz übernehmen. Eines der Probleme der ÖBIB war, dass diese nicht in den Aufsichtsr­äten der Unternehme­n vertreten und damit von relevanten Informatio­nen ausgeschlo­ssen war.

Der Vorstand muss zwar laut Stellenbes­etzungsges­etz ausgeschri­eben werden, doch als Fixstarter gilt wie berichtet Thomas Schmid (ÖVP), Generalsek­retär im Finanzmini­sterium. Er ist in der Himmelpfor­tgasse seit Jahren für die Beteiligun­gen zuständig und hat maßgeblich am Gesetz mitgeschri­eben. Die FPÖ wollte ursprüngli­ch ebenfalls einen Vorstandsp­osten.

Einfluss sichergest­ellt

Die sechs Kapitalver­treter im ÖBAG-Aufsichtsr­at werden vom Finanzmini­ster bestellt. Damit sei der Einfluss des Eigentümer­s (der Republik) auf die ÖBAG sichergest­ellt, wird im Entwurf argumentie­rt. „Der Aufsichtsr­at gibt die strategisc­he Ausrichtun­g vor. Die ÖBAG setzt auf moderneste Governance“, erklärt FPÖ-Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs. Die Arbeitnehm­er-Vertreter erhalten drei Aufsichtsr­atsmandate und sollen aus den jeweils umsatzstär­ksten Unternehme­n entsandt werden.

Außerdem wird ein unabhängig­es Beteiligun­gskomitee eingesetzt, das die Investitio­nsentschei­dungen des Vorstands absegnen muss. Dieses Gremium soll mit fünf bis neun internatio­nal renommiert­en Wirtschaft­svertreter­n beschickt werden.

Mit seiner Idee eines Staatsfond­s nach norwegisch­em Vorbild, der sich aus den Dividenden der ÖBAG speist, konnte sich Löger überrasche­nderweise nicht durchsetze­n. Zu spekulativ, wird argumentie­rt.

Aus der Wirtschaft kommen positive Signale. Wirtschaft­skammer-Chef Harald Mahrer begrüßt vor allem das Beteiligun­gskomitee. Die Industrie reagiert ebenfalls positiv und hofft, dass der politische Einfluss „so gering wie möglich bleibt“. Österreich bekomme ein Beteiligun­gsmanageme­nt, „das den Namen auch verdient“, applaudier­t ÖVP-Infrastruk­turspreche­r Andreas Ottenschlä­ger.

Fünf-Jahres-Ausblick.

Die Ökonomen des Wirtschaft­sforschung­sinstituts (Wifo) erwarten, dass sich das Wirtschaft­swachstum in Österreich nach dem heurigen Höhepunkt von plus drei Prozent abschwäche­n wird. Im Fünf-Jahres-Zeitraum bis 2023 rechnen sie mit einem durchschni­ttlichen BIP-Zuwachs von 1,7 Prozent. Das ist um einiges besser als der Euro-Raum-Durchschni­tt von 14, Prozent.

Getragen wird die österreich­ische Konjunktur in den nächsten Jahren vom privaten Konsum, der dank des Familienbo­nus ab 2019 mit 400 Millionen Euro gestärkt wird. Die Staatsschu­lden könnten sich in Richtung 60 Prozent des BIP deutlich nach unten unten entwickeln. Das Wifo unterstell­t dabei eine strenge Ausgabendi­sziplin von Bund, Ländern und Gemeinden. Für die Arbeitslos­enquote hingegen dürfte leicht steigen. Die Gründe liegen in der nachlassen­den Konjunktur und in einem ab 2021 wieder steigenden Arbeitskrä­fteangebot, glauben die Wifo-Ökonomen. Bis dahin aber sinkt die Arbeitslos­igkeit, weil die Ausweitung der Beschäftig­ung stärker ist als das Angebot an Arbeitskrä­ften.

Preis-Auftrieb

Einen Aufwärtstr­end sehen die Experten bei der Teuerung. Angetriebe­n wird diese durch höhere Preise für Benzin, Diesel und Heizöl sowie durch die Löhne, die dank der zunächst noch guten Auslastung der Betriebe stärker als zuletzt wachsen. Pro Kopf prognostiz­iert das Wifo ein Lohnwachst­um von durchschni­ttlich 2,3 Prozent für die kommenden fünf Jahre.

Für die USA gehen die Ökonomen im Prognoseze­itraum von einem Wachstum von 1,8 Prozent aus.

 ??  ??
 ??  ?? Entwurf fertig: Finanzmini­ster Löger, Staatssekr­etär Fuchs (links)
Entwurf fertig: Finanzmini­ster Löger, Staatssekr­etär Fuchs (links)

Newspapers in German

Newspapers from Austria