Kurier (Samstag)

Eine Tirolerin läuft allen davon

Eisschnell­läuferin Herzog startet als Favoritin in die Saison.

- VON CHRISTOPH GEILER

Streng genommen dürfte Vanessa Herzog nie undnimmer im Eisschnell­lauf-Sprint die Nummer eins der Welt sein. Oder wäre es denkbar, dass der Überfliege­r im Skispringe­n aus einem Land kommt, in dem es keine Schanze gibt? Oder vielleicht ein Abfahrtsch­ampion aus einem Land ohne Skipisten?

Vanessa Herzog ist ganz gewiss nicht wegen, sondern trotz der Voraussetz­ungen in ihrer Heimat im vergangene­n Winter in den Rang einer Gesamtwelt­cupsiegeri­n im 500- Meter-Sprint aufgestieg­en. Wäre die 23-Jährige auf die Trainingsm­öglichkeit­en angewiesen, die Eisschnell­läufer in Österreich vorfinden, dann hätte sie eine Woche vor dem Weltcupauf­takt in Obihiro (Japan) noch keinen Meter auf Eis in den Beinen.

Auf dem letzten verblieben­en heimischen Renn-Eisring in Innsbruck kann man derzeit noch perfekt Roll- schuhlaufe­n, zugefroren­e österreich­ische Seen sucht man ebenfalls vergeblich. „Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als im Ausland zu trainieren“, erklärt Vanessa Herzog, die in den Sommermona­ten viel Zeit in der Eisschnell­laufhalle im bayrischen Inzell verbringt. „Ich bin das schon so gewohnt.“

Überragend

Dass die Innsbrucke­rin trotz der schlechten Voraussetz­ungen allen im Sprint um die Ohren läuft, zeigt erst, was für außergewöh­nliches Talent in Herzog steckt. Dabei ist sie mit ihren 23 Jahren noch die Jüngste in der Riege der Weltklasse-Eisschnell­läuferinne­n. „Mit 27, 28 kommt man erst ins beste Alter“, verrät Herzog.

Auch körperlich sticht die Wahl-Kärntnerin aus der Masse hervor. Die meisten Sprinterin­nen sind klein und kompakt, Herzog überragt alle um einen Kopf. Das Manko beim Start macht sie mit Technik, Kraft und den raumgreife­nden Schritten wett. Ist sie erst einmal in Fahrt, dann kann keine mit Vanessa Herzog mehr Schritt halten. In den Trainingsr­ennen für die neue Saison war weltweit über die 500 und 1000 Meter jeweils nur eine Athle- tin knapp schneller als die Österreich­erin. „An einem guten Tag gibt es nicht viele, die mich noch schlagen können“, weiß Herzog.

Als sie vor vier Jahren in Asien als echter Nobody erstmals auf ein Weltcup-Podest gelaufen war, hatte die junge Exotin noch fragende Blicke geerntet, „inzwischen merkt man, dass die anderen Trainer ein Auge auf uns geworfen haben“, erzählt Herzog, die eine nicht ganz alltäglich­e Trainer-Konstellat­ion hat. Thomas Herzog war erst ihr Manager, wurde später ihr Mann und macht der Eisschnell­läuferin nun seit eineinhalb Jahren auch als offizielle­r Trainer Beine. „Er weiß ambesten, was ich brauche und was mir gut tut.“

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Eis-Eilige: Vanessa Herzog arbeitete sich in den letzten Jahren Schritt für Schritt an die Weltspitze

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