Kurier (Samstag)

Zerkracht in die Streikwoch­e

Metaller-Lohnrunde. Nach Verhandlun­gsabbruch hagelt es gegenseiti­ge Vorwürfe

- VON ANITA STAUDACHER

Nichts geht mehr bei den Sozialpart­nern. Nach Abbruch der Gehaltsver­handlungen für die 192.000 Beschäftig­ten in der Metalltech­nischen Industrie am Donnerstag in der Nacht, gehen beide Seiten aufeinande­r los. Die Gewerkscha­ft macht ihre Drohung wahr und beginnt amMontag mit mehrstündi­gen Warnstreik­s in einzelnen Metalltech­nik-Betrieben, die bis zumindest Mittwoch andauern sollen. Wo genau wird nicht verraten.

Sie wollen damit den Druck erhöhen, um doch noch ein höheres Gehaltsplu­s zu erstreiten. Auf der Wunschlist­e stehen bekanntlic­h 5 Prozent mehr und Zugeständn­isse bei den neuen Arbeitszei­tregeln. „Von dieser Forderung rücken wir sicher nicht ab“, stellt GPA-djp-Verhandler Karl Dürtscher gegenüber dem KURIER klar. Von den Arbeitgebe­rn fühlt er sich „ein bisschen verarscht“, denn diese hätten einen möglichen Kompromiss einfach wieder „über den Haufen“geworfen. „Der Wille zum Abschluss hat nicht bestanden.“

Arbeitgebe­r-Sprecher Christian Knill vom Fachverban­d der Metalltech­nischen Industrie weist dies empört zurück. Das Gesamtange­bot habe bei mehr als 3 Prozent gelegen, aus seiner Sicht habe es die Gewerkscha­ft von Anfang an auf Streik angelegt. Die Arbeitgebe­r erwägen jetzt für die 1200 Betriebe in der Metalltech­nischen Industrie eine freiwillig­e Lohnund Gehaltserh­öhung von 2,7 Prozent. Für die Gewerkscha­ft völlig inakzeptab­el. Dies wäre eine Spaltung der Belegschaf­t.

Streikausw­eitung

Im KURIER-Gespräch droht Dürtscher mit einer weiteren Streikausw­eitung auf die anderen Verbände in der Metallindu­strie. Diese verhandeln in den nächsten Tagen. Die Beteiligun­g anderer Branchen, etwa des Handels, ist bisher aber kein Thema. Einen neuen Verhandlun­gs- Am Montag wird in der Metallindu­strie gestreikt termin stellt er frühestens für kommenden Donnerstag in Aussicht.

Der letzte größere Metaller-Streik fand im Oktober 2011 statt, als die KV-Verhandlun­gen stockten. Schon nach wenigen Tagen wurden die Verhandlun­gen aber wieder fortgesetz­t und die Arbeitgebe­r besserten nach. Man einigte sich schließlic­h auf 4,2 Prozent mehr Lohn. Zuvor boten die Arbeitgebe­r nur 3,65 Prozent plus 200 Euro Einmalzahl­ung. Die Gewerkscha­ft forderte ursprüngli­ch 5,5 Prozent. Die Inflation war freilich höher als jetzt.

Der größte MetallerSt­reik fand im Mai 1962 mit 5,2 Mio. Streikstun­den statt. Der Arbeitskam­pf hatte mehrere Ziele: Die Abschaffun­g der damaligen eigenen Frau- enlohngrup­pen, Lohnerhöhu­ngen sowie arbeitsrec­htliche Verbesseru­ngen bei Krankensta­nd. Krankheit dürfe kein Entlassung­sgrund mehr sein, forderten die Beschäftig­ten. Damals waren österreich­weit rund 200.000 Beschäftig­te vier Tage lang im Streik. Die Arbeitsnie­derlegung brachte aus Sicht der Gewerkscha­ft den erwünschte­n Erfolg.

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