M. Schramböck, Ministerin
Digitalisierung. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck über den Frauenmangel in technischen Berufen
„Frauen kommen mit ihren Ideen nicht so stark durch.“Die Wirtschaftsministerin im Gespräch über den Frauenmangel in der Tech-Welt.
KURIER: Welche Maßnahmen setzen Sie, um das Ungleichgewicht der Geschlechter in der Digitalbranche zu beheben? Margarete Schramböck: Wir überarbeiten alle Lehrberufe und wollen digitale Inhalte hineinbringen. Es ist wichtig, dass es neue digitale Lehrberufe gibt, die auch für Frauen attraktiv sind. Ein Beispiel wäre „E-CommerceKauffrau/mann“– der Beruf ist erst seit drei Monaten am Markt, und wir haben bereits 52 Lehrlinge, wovon 40 Prozent Frauen sind. Neu ist auch der Lehrberuf „Coder“(AppEntwickler, Anm.). Hier haben wir erst einen Frauenanteil von fünf Prozent.
Das ist sehr wenig.
Wir müssen schauen, dass wir mehr Frauen in technische Berufe bekommen. Momentan haben wir bei den Lehrberufen einen Frauenanteil von etwa einem Drittel. Davon wiederum machen 44 Prozent nur drei Lehrberufe: Frisörin, Verkäuferin und Bürokauffrau.
Wie kann man das ändern?
Es braucht die stärkere Förderung von Frauen in atypischen, sprich technischen Berufen. Dazu stelle ich fünf Millionen Euro bereit. Bewerben können sich Programme, die sich speziell darum kümmern.
Auch in der Gründerszene sind Frauen stark in der Minderheit.
Ein Thema sind die Geldgeber: Venture Capital ist stark männlich dominiert. Frauen kommen mit ihren Ideen nicht so stark durch. Es braucht mehr Durchmischung. Ich sehe den größten Vorteil darin, wenn Start-ups aus gemischten Teams bestehen.
Wie sieht es im Bereich der digitalen Kompetenzen aus?
Digitale Kompetenzen sind nicht nur in der Schule ein Thema. Das zieht sich über alle Lebensbereiche. Daher haben wir das Programm „fit4Internet“gegründet.
An wen richtet sich das?
Wir richten uns an verschiedene Altersgruppen, beginnen aber mit der älteren Zielgruppe, da hier am meisten Aufholbedarf besteht. Bis Jahresende geben wir tausend Menschen die Möglichkeit, in ein „Cafe digital“zu kommen. In zwei Stunden stehen Trainer zur Verfügung die zeigen, wie man ins Internet kommt und sich dort sicher bewegt. Ab Jänner soll es in jedem Bezirk jede Woche ein Training geben.
Auch viele heimische Unternehmen sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen.
Die KMU brauchen praxisnahen Zugang zu Technologie und Innovation. Dazu haben wir die Digitalisierungsagentur gegründet.
Thema E-Government: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Nutzung?
Was man besser machen kann, ist der Dienstleistungscharakter. Der Nutzen muss im Vordergrund stehen. Unsere neue Plattform bzw. App „Österreich.gv.at“soll ab März 2019 auf allen mobilen Geräten verfügbar sein.
Wie kann Europa im Wettstreit mit den großen US-IT-Riesen mithalten?
Ich forciere den Zugang zu Daten. Ich schlage vor, dass Daten von Unternehmen, deren Nutzer zu 30 Prozent europäisch sind, auch dem jeweiligen Markt anonymisiert zugänglich gemacht werden. Sonst haben wir ein zu geringes Datenvolumen, um damit arbeiten zu können. Es fehlt die Basis.
Bei Facebook gab es zuletzt massive Datenlecks. Wie soll man damit umgehen?
Es handelt sich um Services, die Nutzen stiften, sonst wären sie nicht so erfolgreich. Aber wir müssen unsere Sicherheits- und Konsumentenschutzstandards durchsetzen. Deshalb sind wir für eine Digitalsteuer, um eine Gleichberechtigung im Wettbewerb zu erzielen. Eines muss man aber sagen: Firmen wie Facebook sind nicht unverwundbar. Facebook musste die Dienste Instagram oder WhatsApp kaufen, um an junge Zielgruppen heranzukommen. Auch Facebook wird sich immer wieder neu erfinden müssen. Wenn solche Unternehmen Sicherheitsstandards nicht einhalten, ist die Frage: Wie lange werden ihnen die Konsumenten bleiben?