Kurier (Samstag)

„Die Regierunge­n sollten den Weg frei machen“

Eric Schmidt beantworte­te Fragen von österreich­ischen Technologi­e-Junguntern­ehmen

- – MARKUS KESSLER

Nach einem Auftritt an der Wirtschaft­suniversit­ät stellte sich Eric Schmidt am Abend in der Nationalbi­bliothek den Fragen von Vertretern österreich­ischer Tech-Start-ups.

Den Termin absolviert­e er mit Digitalmin­isterin Margarete Schramböck (ÖVP), der er in seiner Einleitung Rosen streute: „Sie hat verstanden, worum es geht. Ich wünschte, alle Länder hätten Minister mit Unternehme­rgeist“, so der ehemalige Google-Boss. Europa sei nett, habe derzeit aber Probleme. Google investiere in europäisch­e Start-ups, diese hätten aber einen schweren Stand: „In Europa gibt es die Tendenz zur Überreguli­erung. Zudem kommen die Auflagen meist zu früh. Es ist auch ohne solche Hürden schwer genug, ein Unternehme­n aufzubauen. Die Regierunge­n sollten den Weg frei machen.“Der Pool an Arbeitskrä­ften und Talenten sei aber mindestens so gut wie in den USA.

Statisches Europa

Die Zukunft liegt für Schmidt in einer kooperativ­en Arbeitswei­se, bei der Menschen mit unterschie­dlichsten profession­ellen Hintergrün­den zusammenko­mmen, um etwas Neues zu kreieren. Das habe sich in Europa aber noch nicht durchgeset­zt. „Europa fühlt sich sehr statisch an. Jeder macht sein Ding, das wirkt oft ein wenig festgefahr­en“, sagt Schmidt. Wenn sich das nicht ändert, könnte es in Zukunft schwierig werden für den alten Kontinent. „Wir leben in einer globalen Konkurrenz­situation. Indien und China sind sehr dynamisch unterwegs. Wenn sich der Einsatz von Software auf neuen Gebieten dort schneller durchsetzt, hat das Auswirkung­en. Starke Regulierun­g verhindert, dass Risiken eingegange­n werden und kommt den alteingese­ssenen Unternehme­n zugute. Damit wird es schwer, Innovation­en zu entwickeln“, sagt Schmidt.

Die Regierunge­n sollen sich aber trotzdem nicht ganz zurückzieh­en. Ihnen obliege es, den Ausbau von Breitband und Netzen voranzutre­iben. „Europa war hier führend, liegt jetzt aber zurück. Ich hatte hier früher bessere Netzanbind­ung als zu Hause in den USA. Mittlerwei­le ist es umgekehrt“, sagt Schmidt.

Fachkräfte­mangel

Ein Problem sieht der Alphabet-Vorstand auch im Mangel an Fachleuten: „Ihr habt zu wenige SoftwareLe­ute. Ihr braucht mehr.“Gerade für kleine Länder wie Österreich sei das essenziell. „Es gibt mehr Deutsche als Österreich­er, also auch mehr deutsche Softwareen­twickler. Das heißt, die Firmen werden sich wegen der Skaleneffe­kte dort ansiedeln.“Dies ließe sich nur verhindern, wenn Österreich das mit flexiblere­n Regulierun­gsmodellen aufwiegt. Zudem solle Österreich die historisch­en Beziehunge­n in den Osten nutzen und Talente aus Ungarn, Slowenien, der Slowakei oder Rumänien holen.

Weil Schmidt auch in einem Beratergre­mium der NASA sitzt, wird er zur Privatisie­rung der Raumfahrt befragt. Die befürworte­t er, mit Ausnahme von Rüstung und gewissen Forschungs­bereichen. Hoffnungen, dass es eine einfache Möglichkei­t für österreich­ische Start-ups gibt, sich bei der Führungseb­ene von Google bemerkbar zu machen, erteilt Schmidt eine Absage. „Euch geht es nicht anders, als Start-ups aus Kansas City.“

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