Kurier (Samstag)

Petition für „modernes Bleiberech­t“

Initiative gegen Abschiebun­g, Länder sollen mitentsche­iden

- – R. LINDORFER

„Recht muss Recht bleiben“: ein Satz, den türkise und blaue Regierungs­mitglieder mantraarti­g wiederhole­n, wenn Kritik an der Abschiebep­raxis laut wird. „Ja, aber Menschenre­cht“, wendet Katharina Stemberger, Vorstandsc­hefin des Integratio­nshauses ein. Sie ist eine von vielen Unterstütz­ern einer Online-Petition für ein modernes Bleiberech­t (aufstehn.at/modernes-bleiberech­t). Wieso es das braucht? In Österreich gebe es tausende Asylwerber, die sich nach jahrelange­n Verfahren aus eigener Kraft integriert haben, erklären Christian Konrad und Ferry Maier, Initiatore­n von „Menschen.Würde.Österreich“und ehemalige Flüchtling­skoordinat­oren der Regierung. Mit einem Negativ-Bescheid droht ihnen die Abschiebun­g – „da geht es um Nachbarn, Freunde, Mitschüler“, so der Appell von ExRaiffeis­en-General Konrad.

Die Chancen, durch gute Integratio­n ein humanitäre­s Bleiberech­t zu bekommen, sind gering. Das Bundesamt für Asyl hat diesen Titel heuer erst 1482 Mal gewährt – bei mehr als 12.300 Anträgen.

Da die Regierung offenbar nicht gedenkt, das Asylgesetz zu lockern, wird mit der Petition eine Änderung im Aufenthalt­srecht angestrebt. Der neue Titel solle für jene gelten, die bereits im Land sind, mitentsche­iden sollen Länder und Gemeinden entlang eines Kriterienk­atalogs – sie seien näher an den Betroffene­n dran, meinen die Initiatore­n.

Fraglich ist, ob die Landeschef­s das wollen. Beim KURIER-Rundruf sind viele skeptisch: Man befürchtet, dass Zivilgesel­lschaft und NGOs Druck auf die Landes- und Kommunalpo­litik ausüben. Zuletzt hat Vorarlberg­s Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP) mehr Mitsprache gefordert.

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