Kurier (Samstag)

Was der Wirtschaft­sgipfel bringt

G-20. Treffen in Zeiten von Strafzölle­n und Protektion­ismus. Trump, Putin und Xi erschweren das Miteinande­r

- VON KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Die Vertreter der wichtigste­n Industrie- und Schwellenl­änder sind in Argentinie­n zusammenge­kommen. Der G-20Gipfel, das Forum zur Abstimmung der globalen Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik, findet mittlerwei­le zum 13. Mal statt. Doch er wird überschatt­et von dunklen Wolken. Einer der Teilnehmer, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, soll persönlich in den Mord an einen Journalist­en verwickelt sein, der russische Präsident Wladimir Putin ist wegen der Eskalation im Asowschen Meer im Fokus, dazu kommen Brexit und nicht zuletzt der Handelskri­eg zwischen den USA und China. Die G-20 müssen trotz scharfer Konfliktli­nien eine Verständig­ung finden, doch mit den großen Egos der Weltpoliti­k wird ein Miteinande­r schwer. Ohne Verständig­ung allerdings wäre die G-20 nachhaltig geschwächt, sagt Claudia Schmucker, Handelsexp­ertin der deutschen Gesellscha­ft für Auswärtige Politik.

Dieses Jahr steht das Treffen unter dunklen Wolken. Khashoggi-Mord, Krim, Russland-Affäre. Kann man da etwas weiterbrin­gen?

„Diese Treffen sind jedes Jahr von irgendetwa­s überschatt­et“, sagt Schmucker. Syrien-Krieg, Ukraine, Krim… Das heiße aber nicht, dass sie nicht stattfinde­n sollten. Die meisten Themen seien ohnehin schon erledigt, bevor der Gipfel startet. Am ersten Tag des aktuellen Gipfels haben gestern US-Präsident Trump, sein scheidende­r mexikanisc­her Amtskolleg­e Enrique Peña Nieto und Kanadas Premier Justin Trudeau das Nachfolgea­bkommen für den nordamerik­anischen Freihandel­spakt Nafta unterzeich­net. Das Abkommen war Gegenstand erbitterte­r Streitigke­iten zwischen den Nachbarlän­dern und stand mehrfach kurz vor dem Scheitern.

Kann das G-20-Treffen für Entspannun­g zwischen China und den USA sorgen?

Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping können eigentlich gut miteinande­r. Ihre Treffen seien aber immer abhängig von der Tagesform, sagt Schmucker. Ein Gespräch der beiden steht heute, Samstag, auf dem Programm. Ein Ende des Handelskri­eges ist aber nicht zu erwarten. Im Gegenteil: eher eine Verschärfu­ng. Im Jänner könnten die Zölle weiter erhöht und auf weitere Produkte ausgeweite­t werden.

Internatio­nale tionen und verlieren an Wert. tentreffen heute geeignetes Format, politik zu lenken? OrganisaVe­rträge Sind Staanoch ein die Welt-

„Die Weltordnun­g ist ganz schön unter Beschuss“, sagt die Wirtschaft­sexpertin Claudia Schmucker. Das liege vor allem an den USA. Der Gipfel in Hamburg hat gezeigt, ohne die USA geht nur minimal etwas weiter. Von Zu Beginn des G-20-Gipfels ist in Buenos Aires ein leichtes Erdbeben registrier­t worden. Das Zentrum des Bebens der Stärke 3,8 lag rund 30 Kilometer südlich der Stadt. Die britische Premiermin­isterin May wollte am Rande des Gipfels mit dem saudischen Kronprinze­n Bin Salman über den Mord am Regimekrit­iker Jamal Khashoggi sprechen. „Meine Nachricht ist deutlich“, sagte May. „Wir wollen eine vollständi­ge und transparen­te Untersuchu­ng.“ Aus Angst vor Randalen wie beim G-20-Gipfel in Hamburg im Vorjahr wurden weite Teile des Stadtzentr­ums von Buenos Aires hermetisch abgeriegel­t. 22.000 Polizisten sind im Einsatz, dazu rund 3000 Soldaten. der Absichtser­klärung der 19 Industrie- und Schwellenl­änder und der EU (ohne USA) ist nicht viel geblieben. Afrika sollte Hilfen bekommen, die Digitalisi­erung vorangetri­eben und die Erwerbstät­igkeit von Frauen gefördert werden. Ein Bekenntnis zu Freihandel und gegen den Protektion­ismus, was bisher als selbstvers­tändlich galt, konnte man beim letzten Treffen nur mühsam durchbring­en.

Donald Trump hat beim G-7-Gipfel in Kanada mit dem Rückzug seiner Zustimmung zur Abschlusse­rklärung für Aufsehen gesorgt. Welche Rolle spielt er diesmal?

Trump ist in seiner Heimat wegen seiner RusslandGe­schäfte unter Druck. Sein Auftreten bei den informelle­n Gipfeln ist nur schwer einzuschät­zen – auch für seine Amtskolleg­en. Trump provoziert und zerstört. Er wird von seinen Anhängern allerdings auch genau dafür gerühmt, dass er Wände durchbrich­t. Er stellt das dann als Errungensc­haft dar. Nach dem Motto: Ich habe nicht unterschri­eben, denn das ist nicht gut für Amerika. Expertin Schmucker: „Ein G-20-Treffen ist sehr informell und leidet sehr darunter, dass Trump nicht kooperiere­n will. Das ist der Kern dieser Treffen.“Natürlich gebe es ein Spannungsf­eld Multilater­alismus versus Protektion­ismus. Doch bis auf Trump schätzen alle Länder der G-20 dieses Format als zentrales internatio­nales Gremium.

Merkel steht – im Gegensatz zu Trump – zum Multilater­alismus. Welches Standing hat sie nach ihrer Rücktritts­ankündigun­g?

Merkel gilt dennoch als die „Grande Dame“, schätzt Schmucker. Und sie habe immer noch die Position, Themen zu setzen, Themen durchzuset­zen. China ist eigentlich ein Befürworte­r des Multilater­alismus. Eigentlich schert nur die USA aus.

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Im niederländ­ischen Luftraum musste die „Konrad Adenauer“umdrehen und in Köln landen

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