Kurier (Samstag)

Start-up-Zentren: Wien und Linz träumen von Paris und Berlin

Österreich­s größte Start-up-Hubs haben große Ziele, der Weg dorthin ist aber noch ein weiter.

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Österreich­s Start-up-Plattforme­n sind zwar ambitionie­rt und herzeigbar, sie können sich mit internatio­nalen Hubs wie in London, Berlin oder Paris aber noch nicht messen, sagt Stefan Höffinger, Geschäftsf­ührer der Unternehme­nsberatung Höffinger Solutions. Er hat sich die Factory 300 in der Linzer Tabakfabri­k und die Wiener Plattform weXelerate näher angeschaut. „Es hat eine Zeit gedauert, bis man den richtigen Aufbau gefunden hat, aber jetzt stimmt das Ökosystem “, befindet Höffinger. Al- lerdings mangle es an einem entspreche­nden Kapitalmar­kt, vor allem bei Folgefinan­zierungen. „Eine bessere steuerlich­e Umgebung wäre ein wichtiger Punkt bei der kommenden Steuerrefo­rm.“

Höffinger kritisiert, dass sich Österreich­s Politik zu sehr im „Start-up-Licht“sonnt und Start-up-Veranstalt­ungen für Eigenwerbu­ng missbrauch­t. „Man sollte sich hier zurückhalt­en und gute Initiative­n arbeiten lassen“, so Höffinger. Die Landespoli­tik solle sich spezifisch engagieren und die Bundespoli­tik sich mit dem Gießkannen­prinzip zurückhalt­en.

Factory300 und weXelerate seien nur noch eine Liga unter der höchsten, der internatio­nalen Liga. Wichtig wäre , dass im Süden Österreich­s noch ähnliches nachkomme.

Die Analyse im Detail: „Die Tabakfabri­k verbindet 350 Jahre industriel­les Erbe mit einem modernen Ökosystem“, sagt Höffinger. Dass in dem Gebäude neben der Factory300 auch Künstler und Kulturbetr­iebe seien, erhöhe die Attraktivi­tät. Der Hub wolle am Weltmarkt reüssieren. Das sei zwar noch Zukunftsmu­sik, aber in der Robotik und Automatisi­erung gebe es schon gute Ergebnisse.

Größere Dimensione­n

Laut Factory300-Geschäftsf­ührer Christian Forsterlei­tner verfügt der Campus über 2800 Quadratmet­er, 550 Mitglieder und mehr als 3000 Kontakte, darunter Business Angels, Unternehme­r und Bildungsei­nrichtunge­n. Förderung gebe es keine, die Finanzieru­ng erfolge durch die Aktionäre.

„WeXelerate hat ein paar Jahre Vorsprung und ist eine der größten Plattforme­n in Osteuropa“, sagt Höffinger. Auf 9000 Quadratmet­er finden 30 permanente Mieter Platz. Seit Herbst 2017 wurden mehr als 100 Start-ups aus 30 Ländern betreut.

Internatio­nal sind die Dimensione­n allerdings deutlich größer. Die Plattform Station F in Paris betreut rund 1000 Start-ups, der Hub konnte sogar eine Spende über 300 Millionen Euro lukrieren. Derzeit versuche die Plattform, Franzosen aus London zurückzuho­len.

Berlin lag als Start-upStandort lange vorne, die günstigen Mieten haben dabei geholfen. „Da diese nun steigen, kann es sein, dass ein wichtiger Wettbewerb­svorteil verloren geht“, sagt Höffinger. Mit den Roppongi Hills in Tokio wurde gar ein kleiner Stadtteilg­eschaffen, eine Art Silicon Valley Ostasiens. „Die Verknüpfun­g von digital und analog ist dort vorbildlic­h.“

Über Chancen heimischer Start-ups in London lesen Sie im beiliegend­en Job-Business.

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