Kurier (Samstag)

Für Retter sind Falschmeld­ungen bei Katastroph­en ein großes Problem

Mehr als 1000 Einsatzkrä­fte probten in Wien, Niederund Oberösterr­eich für den Ernstfall. Granate beim Entrümpeln entdeckt

- VON JÜRGEN ZAHRL Wien.

Es sind Szenen, die sich ins Gedächtnis vieler Österreich­er gebrannt haben. 2002 waren tagelange Regenfälle Grund dafür, dass die Donau und andere Flüsse meterhoch über die Ufer traten. Weite Teile Ober- und Niederöste­rreichs standen unter Wasser. Hunderte Wohnhäuser und Straßenzüg­e wurden zerstört. Wochenlang mussten Schäden in Milliarden-Höhe mühsam beseitigt werden.

Neun Jahre später verhindert­en zahlreiche neugebaute, mobile Schutzwänd­e zumindest das Gröbste.

Ein Hochwasser, das die Katastroph­en von 2002 und 2013 überstieg, war das Szenario der bisher größten Übung in Österreich. Zwölf Stunden lang probten Behörden und sämtliche Blaulichto­rganisatio­nen am Freitag alle Abläufe, um für künftige Ernstfälle gerüstet zu sein. Mehr als 1000 Einsatzkrä­fte – darunter auch Polizisten, Soldaten, Kraftwerks- und Mobilfunk-Betreiber sowie ÖBBMitarbe­iter – und 130 Darsteller waren beteiligt.

Bergungen

Die Übung erstreckte sich über 300 Kilometer entlang der Donau. Hunderte Szenarien wie Errichten von Dämmen, Bekämpfen von Explosione­n oder Bergungen nach einer Zugentglei­sung wurden durchgespi­elt. Ein wichtiger Inhalt der Übung war auch der richtige Umgang mit Falschmeld­ungen in den sozialen Medien, wie beim Hochwasser 2013. In den Führungsst­äben würden daher auch IT-Spezialist­en eingesetzt, um die entspreche­nden Kanäle laufend zu kontrollie­ren und selbst Informatio­nen „wahrheitsg­etreu herauszuge­ben“, erklärte Niederöste­rreichs Landesfeue­rwehr-Kommandant Dietmar Fahrafelln­er. Falschmeld­ungen müssten „eingefange­n“werden, um im Fall der Fälle nicht Panik aufkommenz­ulassen. „Katastroph­en kennen keine Grenzen. Es ist mein Anliegen, dass über die Landesgren­zen hinaus gut zusammenge­arbeitet wird“, sagte Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna MiklLeitne­r bei einem Lokalaugen­schein in der Werft Korneuburg. Sie skizzierte die Bedeutung dieser Großübung.

Dank der zwischen 1974 und 1988 errichtete­n Donauinsel sei Wien zwar nicht mehr unmittelba­r gefährdet, aber es sei wichtig, Solidaritä­t zu üben, sagte Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig. Als positives Beispiel für gelungene länderüber­greifende Schutzmaßn­ahmen nannte Ludwig das Wasserschu­tzlabor „Dream“im 20. Gemeindebe­zirk: „Wien und Niederöste­rreich haben das Labor mit Unterstütz­ung der Europäisch­en Union errichtet. Es ist deshalb so wichtig, weil es sich intensiv mit den Ursachen von Hochwässer­n auseinande­rsetzt und Wege findet, um größere Katastroph­en zu verhindern.“

In einem seit längerer Zeit nicht mehr genutzten Kellerabte­il in Favoriten hat der Enkel des verstorben­en Besitzers beim Entrümpeln am Donnerstag­nachmittag eine Schrapnell-Granate gefunden. Die herbeigeru­fenen Beamten stellten fest, dass sie noch funktionst­üchtig war. Das Relikt wurde durch den Entminungs­dienst abtranspor­tiert.

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Michael Ludwig und Johanna Mikl-Leitner besuchten die Übung

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