Zum Reichtum auf Kosten der Packerlschupfer
Amazon-Chef profitiert von der starken Aktie, seine Mitarbeiter beklagen sich über die Arbeitsbedingungen
Der reichste Mann der Welt heißt nicht Bill Gates oder Warren Buffett, sondern Jeff Bezos: Laut aktuellen Daten des US-Wirtschaftsmagazins Forbes beläuft sich das Vermögen des Amazon-CEOs auf knapp 140 Milliarden USDollar.
Der Großteil seines Vermögens besteht nicht aus Bargeld, sondern aus seinem 16-prozentigen Anteil an Amazon. Der Konzern war an der Börse zuletzt rund 820 Milliarden Dollar wert. Zwar hat die Aktie im Oktober an Wert verloren, insgesamt ist er aber allein im laufenden Jahr um rund 45 Prozent gestiegen. Analog zur Performance an der Börse entwickelt sich auch das reale Ge- schäft prächtig: Ende Oktober verkündete Amazon die Zahlen für das dritte Quartal, laut denen die Erlöse, verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, um 29 Prozent auf 56,6 Milliarden Dollar gestiegen sind.
Ständige Streiks
Auch die Zahl der Mitarbeiter wächst stetig – und genau beim Personal liegt einer der größten Kritikpunkte gegenüber dem US-Onlineriesen. In Deutschland zum Beispiel befindet sich Amazon im Dauerstreit mit der Gewerkschaft Verdi, welche eine Bindung an die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels fordert. In verschiedenen deutschen Logistikzentren wird daher regelmäßig gestreikt, unter anderem an umsatzstarken Shoppingtagen wie zuletzt dem Black Friday. Zudem wird in Medienberichten kritisiert, dass zahlreiche Kameras in den Fabriken installiert sind, wodurch bei den Mitarbeitern ein Gefühl der ständigen Überwachung entsteht. Im April wurde außerdem be- kannt, dass Mitarbeiter in einem britischen AmazonLager aufgrund von Zeitdruck nicht einmal das WC benutzen können. In den USA wurden auf Bildschirmen die Namen und Fotos von Mitarbeitern veröffentlicht, die beim Stehlen erwischt wurden. In Schottland mussten Mitarbeiter in Zelten schlafen, weil sie sich die hohen Kosten für das Pendeln nicht leisten konnten. Der Konzern reagiert auf diese imageschädigenden Zustände auf seine eigene Art: Mitarbeiter werden dafür bezahlt, dass sie auf Twitter positiv über die Arbeitsbedingungen bei Amazon berichten. Bezos lässt sich von diesen Problemen nicht beir- ren und baut sein Imperium weiter aus. Denn Amazon ist mehr als bloß ein Onlinehändler: Mit Amazon Prime Video bietet Bezos einen Video-Streamingdienst, mit Amazon Web Services stellt er Cloud Computing zur Verfügung und ist dort Marktführer. Außerdem kaufte sich Bezos 2013 die Washington Post für 250 Millionen Dollar und spielt mit seinem Unternehmen Blue Origin in der privaten Raumfahrt mit.
Im September kündigte er einen zwei Milliarden USDollar schweren Fonds an, der unter anderem obdachlosen Familien helfen soll. Kritiker merkten an, er solle lieber zuerst die Zustände im eigenen Konzern verbessern.