Mehr als eine Mini-Merkel
Annegret Kramp-Karrenbauer muss zeigen, dass sie keine zweite Merkel ist, und der Partei eine Vision geben. Mini-Merkel, Merkel 2.0 – kaum setzte Annegret Kramp-Karrenbauer in Berlin einen Fuß auf den Boden, verpasste man ihr Etiketten. Klar, ihr unprätentiöser Stil, der Hang zu nebligen Aussagen erinnerte frappant an ihre Vorgängerin. Die designierte Parteichefin muss künftig nicht nur beweisen, dass sie auch auf jene zugehen kann, die für ihre Kontrahenten gestimmt haben, sondern sich auch damit beschäftigten: Wer soll die CDU in Zukunft noch wählen und warum?
Eine Partei, die für Kontinuität steht, ist an sich gut, aber Merkel blieb viele Antworten schuldig: Was ist mit den wuchernden Mieten, der Verkehrswende oder dem digitalen Loch, sobald man Berlin verlässt? Auch hat die Kanzlerin zwar den Atomstrom abgedreht, aber die Kohleverstromung läuft noch – wie geht es damit weiter? Und überhaupt, wie steht sie zu den Wählern im Osten, für die Merkel ein rotes Tuch ist? Dazu kam bisher wenig von ihr. AKK muss deren Probleme erkennen und angehen, ohne unnötig nach rechts zu blinken. Das wäre ein Neustart und Chance, die Skeptiker zu überraschen