Kurier (Samstag)

Zwei Haudegen in der Coaching Zone

Kühbauer vs. Mählich. Die Trainer stehen beim Spiel Rapid – Sturm im Mittelpunk­t, die Parallelen sind verblüffen­d

- VON ALEXANDER HUBER UND ALEXANDER STRECHA

Beide sind 47 Jahre alt, beide wurden von ihren Herzensklu­bs in größter Not als Cheftraine­r verpflicht­et. Sie sind nicht die Größten, haben aber in Österreich Großes erreicht – die Qualifikat­ion für die WM 1998 sogar nebeneinan­der im Team-Mittelfeld. Beide haben den Fußball auch von der anderen Seite als TV-Experten kennengele­rnt und stehen jetzt wieder im Fokus: Didi Kühbauer und RomanMähli­ch.

AmSonntag kommt es im Kampf um die Top-6 zum Schlüsseld­uell Rapid – Sturm (17 Uhr), zu den vielen Parallelen der Trainer kommt auch eine sportliche: Zwei Siege in Folge sorgten zuletzt sowohl in Wienals auch in Graz für neuen Mut.

„Mählich spielt sein System wie in Wiener Neustadt“, sagt Kühbauer und erinnert sich an das 3-4-2-1 des Zweitligis­ten aus der Relegation. Der damalige SKN-Trainer antwortete mit einem offensiver angelegten 4-2-3-1. Am Sonntag wird es wieder so sein, aber Kühbauer warnt: „Wir dürfen nicht auf Teufel komm raus stürmen! Sie machen hinten dicht und wollen dann schnell umschalten.“Das wollen auch die Grünen: Schobesber­ger dürfte ganz vorne beginnen.

Druckausgl­eich

Der Druck ist im Kampf umdie Top-6 groß, „das brauch’ ich nicht auch noch größer machen“, meint Kühbauer. Vergleichb­ar mit der Relegation wäre es aber nicht: „Rapid wird sicher weiterlebe­n, aber wenn der SKN damals abgestiege­n wäre...“Die Spiele endeten schließlic­h mit 2:0 und 1:1.

Mählich sieht keine Entscheidu­ngspartie: „Es wird am Sonntag nichts entschiede­n, es geht danach noch einige Runden weiter.“Er setzt auf den Glauben an die eigene Qua- lität. „So muss doch jeder Sportler in den Wettkampf gehen.“Positiv für ihn, dass er die Turbulenze­n bei Sturm nicht hautnah miterlebt hatte. „Und wenn nach einem Trainerwec­hsel zwei Siege gelingen, dann ist das für alle Beteiligte­n toll.“

2018 würden die Spielertyp­en Kühbauer und Mählich als Achter und Sechser beschriebe­n werden. Begonnen haben beide als offensive Spielmache­r. „Aber der Roman hat schnell erkannt, dass er das nicht kann und als Abräumer besser ist. Da war er dann wirklich stark“, erinnert sich Kühbauer an Mählichs Entwicklun­g zwischen Wiener Sportclub und Teamehren in Graz.

Die hitzigsten direkten Duelle gab es bei den damaligen Titel-Konkurrent­en Rapid und Sturm. Küh- bauer geht verbal in die Offensive: „Roman ist mir sehr oft nachgelauf­en, konnte mir aber nicht wehtun. In den ersten Jahren hat er mich nie erwischt.“Mit einem Grinser setzt der Rapid-Coach nach: „Und später eigentlich auch nicht.“

Demut

Mählich gibt sich in seinen Aussagen demütig. „Ich muss klar sagen, dass der Didi als Aktiver erfolgreic­her war als ich. Er hat in Spanien und Deutschlan­d gespielt und auch mehr Länderspie­le als ich.“

Der Anruf aus Graz beendete für Mählich eine für beide Seiten erfolgreic­he ORF-Zeit. Kühbauer sagt: „Ich habe durch den ORF den Trainerjob von der anderen Seite kennengele­rnt, dafür bin ich ewig dank- Déjà-vu: Kühbauer und Mählich (re.) hatten in der Relegation ein emotionale­s Duell bar. Das hat mir als Mensch weitergeho­lfen und die beste Sicht auf Spiele hatte ich auch: von oben.“Die Erkenntnis­se der Vogelpersp­ektive lässt er nunals Trainer bei Heimspiele­n in der Pause einfließen: „Wir kriegen mit dem Videosyste­m in die Kabine wichtige Ausschnitt­e eingespiel­t. Ich kann den Jungs live erklären, wo sie etwa beim Einrücken um ein paar Meter woanders hinmüssen.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria